Zur Version mit Bildern
freiesMagazin September 2015
(ISSN 1867-7991)
OpenBSD – Einmal Kugelfisch, bitte.
OpenBSD legt als Teil der BSD-Familie seinen Fokus auf Sicherheit und Korrektheit. Dementsprechend hält es für Linux-Nutzer einige interessante Dinge bereit. Der Artikel bietet einen Überblick über das OpenBSD-Projekt und seine Eigenheiten. (weiterlesen)
Spiele-Kurzvorstellung aus dem Humble PC & Android Bundle 13
Im August gab es das Humble PC & Android Bundle 13, das zehn Spiele für Linux bereit hielt, die auch jetzt nachträglich noch über den Humble Store, Steam oder die Entwickler-Webseite zu beziehen sind. Der Artikel soll die Spiele kurz vorstellen. (weiterlesen)
Review: bq Aquaris E5 – Ubuntu Edition
Das zweite Ubuntu Phone auf dem Markt ist auch das zweite Gerät vom spanischen Hersteller bq. Das E5 ist seit wenigen Wochen erhältlich und ist quasi der größere Bruder vom E4.5, des ersten Ubuntu Phones, das im Februar erstmals in den Verkauf ging. (weiterlesen)
Zum Inhaltsverzeichnis
Linux allgemein
Fedora 22
OpenBSD – Einmal Kugelfisch, bitte.
Projektvorstellung: Distrochooser
Der August im Kernelrückblick
Software
Spiele-Kurzvorstellung aus dem Humble PC & Android Bundle 13
Hardware
Review: bq Aquaris E5 – Ubuntu Edition
Community
Rezension: Python GE-PACKT
Rezension: Das Sketchnote-Handbuch
Rezension: PHP 5.6 und MySQL
Rezension: Meteor
Rezension: NFC mit Android und Arduino
Magazin
Editorial
Leserbriefe
Veranstaltungen
Vorschau
Konventionen
Impressum
Zum Inhaltsverzeichnis
Rezensionsschlacht
Diese Ausgabe von freiesMagazin mag für den einen oder anderen vielleicht nicht so
interessant scheinen. Fünf der zehn veröffentlichten Artikel (ohne den
Kernel-Artikel) sind Rezensionen. Dies hat zwei Gründe: Zum einen hatten wir
in den letzten Monaten viele fleißige Leser, die einen Artikel zum Buch
geschrieben haben. Für nächsten Monat liegen uns bereits vier neue
Rezensionen vor, die wir ohne Probleme auch in der Septemberausgabe hätten
veröffentlichen können (aber wir dachten, das wäre etwas zu viel der
Rezensionen). Zum anderen gibt es aber wieder das „übliche“ Problem des
Artikelmangels, weswegen die Rezensionen diesen Monat und gegebenenfalls
auch wieder nächsten die Ausgabe sehr stark dominieren.
Von den fünf Artikeln in der vorliegenden Ausgabe wurde einer von Pro-Linux
„ausgeliehen“ und der Spieleartikel wurde teilweise extra nur von einem
Redakteur geschrieben, weil die Ausgabe sonst so klein gewesen wäre. Für den
nächsten Monat sieht das Verhältnis nicht so viel besser aus. Aktuell liegen
vier Rezensionen und zwei Artikel vor, die im Oktober veröffentlicht werden
können. Das ist nicht genug, um ein Magazin füllen zu können. Die Aussicht
auf weitere Artikel ist auch eher düster.
Daher möchten wir an dieser Stelle wieder daran erinnern, dass freiesMagazin ein
privates Projekt ist, was von den Beiträgen der Community lebt. Es gibt
keine festen Autorenmannschaft, sondern jeder mit einem Hang zum Schreiben
kann sich im Magazin verwirklichen. Die Liste der Wünsche ist
lang [1] – und nicht einmal
vollständig. Es werden jeden Monat Themen in freiesMagazin behandelt, die dort nicht
zu finden sind, weil ein Autor sich gerade mit einem (für ihn) interessanten
Thema beschäftigt und andere daran teilhaben lassen möchte.
Und so freuen wir uns auf neue Artikel-Einreichungen für die kommenden
Ausgaben bis Jahresende. Diese können einfach an geschickt werden.
Die Redaktion hilft bei Fragen gerne weiter.
Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß mit der neuen Ausgabe, die wie gesagt
etwas rezensionslastig ist, aber hoffentlich dennoch für jeden Geschmack
etwas zu bieten hat.
Ihre freiesMagazin-Redaktion
Links
[1] http://www.freiesmagazin.de/artikelwuensche
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Hans-Joachim Baader
Dem halbjährlichen Veröffentlichungszyklus entsprechend ist kürzlich Fedora
22 erschienen. In diesem Artikel sollen die Neuerungen dieser Ausgabe
erkundet werden.
Redaktioneller Hinweis: Der Artikel „Fedora 22“ erschien erstmals bei
Pro-Linux [1].
Überblick
Vor einem knappen halben Jahr hatte das Fedora-Projekt eine größere
Umstrukturierung hinter sich gebracht und die Distribution in die Zweige
Workstation, Server und Cloud aufgespalten, wobei
die Cloud-Variante als
minimale Distribution die gemeinsame Basis
bildet [2]. Dafür hatten
sich die Entwickler ein ganzes Jahr Zeit gelassen, ein ganzes Jahr ohne neue
Fedora-Veröffentlichung, bis schließlich Fedora 21 (siehe freiesMagazin
02/2015 [3]) fertiggestellt
war. Trotz der vielen Neuerungen war für die Benutzer keine nennenswerte
Umstellung nötig, da die Workstation im Wesentlichen genauso aussah und
funktionierte wie zuvor.
Bild: GNOME 3.16 mit Kalender und Benachrichtigungen.
In Fedora 22 [4] sieht das jedoch etwas anders aus.
Die Ersetzung des Paketmanagers Yum durch DNF ist jedenfalls keine
Kleinigkeit. DNF
war für längere Zeit in Entwicklung und in Fedora
verfügbar, aber erst jetzt hielten es die Verantwortlichen für ausgereift
und vollständig genug, um Yum als Standardwerkzeug zu ersetzen. Allerdings
ist die Änderung so umwälzend auch wieder nicht, denn im Hintergrund
arbeitet weiterhin PackageKit, und die grafischen Werkzeuge wie GNOME
Software bleiben unverändert. Für den recht beliebten grafischen
Paketmanager Yumex gibt es Ersatz in Form von Yumex-dnf. Sichtbar ist die
Änderung daher hauptsächlich an der Kommandozeile. Hier ist es nötig, ein
paar Befehle neu zu lernen, wobei DNF aber weitgehend die Syntax von Yum
beibehält.
In Vorbereitung auf den Plan, in der kommenden Version standardmäßig
Wayland [5] einzusetzen, wird dieses Mal
Wayland für den Login-Bildschirm verwendet, mit einem Fallback im Fehlerfall
auf X11. Wayland soll erstmals effizientes Compositing bringen und
X11-Anwendungen werden über XWayland weiter laufen. Man darf sich also
allmählich auf Wayland freuen.
Die KDE-Anwender dürfen sich auf eine weitere bedeutende Änderung
einstellen, denn Fedora installiert jetzt standardmäßig Plasma 5. Natürlich
laufen KDE4-Anwendungen mit Hilfe der mitinstallierten KDE4-Bibliotheken
weiterhin. Fedora dürfte nach Kubuntu die erste größere Distribution sein,
die standardmäßig Plasma 5 installiert. Anders als beim Übergang von KDE3 zu
KDE4 sollten diesmal keine Einschränkungen auftreten, da keine Programme auf
der Strecke blieben – KDE4-Anwendungen laufen ja immer noch.
Fedora 22 bietet nun noch mehr Cloud-Varianten an, darunter solche auf Basis
von Project Atomic [6], die mit Hilfe von
RPM-OSTree [7] verwaltet werden und
besonders zur Ausführung von Containern geeignet sein sollen. RPM-OSTree ist
generell in Fedora 22 verfügbar. Damit kann man ein Betriebssystem mit einer
selbst definierten Paketauswahl erzeugen, doch darüber hinaus werden auch
die normalen Paketverwaltungswerkzeuge außer Kraft gesetzt, sodass
Aktualisierungen nicht paketweise, sondern für das gesamte System
vorgenommen werden. Diese Aktualisierungen werden entweder ganz oder gar
nicht (atomar) ausgeführt. Es gibt Überlegungen, dieses Prinzip auf
zumindest einen Spin von Fedora 23 anzuwenden. Neben Docker-Images gibt es
jetzt auch Vagrant-Boxen für Libvirt und VirtualBox, die Fedora Cloud
enthalten.
Bei der Server-Variante wurde das Standard-Dateisystem auf XFS geändert, das
webbasierte Verwaltungswerkzeug Cockpit wurde erweitert und es wurde eine
neue Rolle als Datenbank-Server mit PostgreSQL definiert.
Leider können diese Varianten nicht Gegenstand des Artikels sein. Dieser
wird sich auf das Desktop-Produkt beschränken. Für den Artikel wurden zwei
identische virtuelle Maschinen, 64 Bit, unter KVM mit jeweils 2048 MB RAM
frisch aufgesetzt. In der ersten wurde die Workstation-Variante mit GNOME
als Desktop installiert, in der anderen der KDE-Spin.
Installation
Fedora Workstation kann von Live-Images (für DVD oder USB-Stick) oder
minimalen Bootmedien installiert werden. Die Installation erfordert
mindestens 786 MB RAM, wie schon in Version 21. Mit weniger als 768 MB ist
die Installation noch mit Einschränkungen möglich. Für den Betrieb werden
mehr als 1 GB empfohlen.
Der Entwicklungsprozess für das Installationsprogramm Anaconda hat sich
geändert, was für die
Benutzer zwar keine Auswirkungen hat, aber dennoch
erwähnt werden soll. So findet die Entwicklung jetzt auf
Github [8] statt, auch die Dokumentation
wurde dorthin verlegt. Die Übersetzungen wurden auf die von Red Hat
entwickelte offene Übersetzungsplattform
Zanata [9] verlegt.
Natürlich gab es auch einige Erweiterungen, die aber eher Spezialfälle
betreffen. Sie sind im Detail in den Anmerkungen zur Veröffentlichung
nachzulesen.
Bild: Beginn der Installation.
Die Installation selbst hat sich gegenüber Fedora 21 kaum geändert und kann
daher kurz abgehandelt werden. Sie beginnt mit der Sprachauswahl, bei der
interessanterweise Deutsch als Voreinstellung angeboten wird. Wahrscheinlich
bezieht der Installer diese Vorauswahl über GeoIP, da sie nur bei
bestehender Netzwerkverbindung zu funktionieren scheint. Das wurde aber
nicht genauer untersucht.
Danach gelangt man zur Übersichtsseite. Hier ermittelt das
Installationsprogramm im Hintergrund bereits einige Dinge, es steht einem
aber frei, diese abzuändern, und zwar weitgehend in beliebiger Reihenfolge.
Alle Punkte, die vom Benutzer zwingend noch bearbeitet werden müssen, sind
mit einem gelben „Warndreieck“ markiert. Zu
beachten ist aber, dass der
Installer manchmal einen Moment braucht, um die Anzeige neu zu berechnen.
Die einzige zwingende Aktion ist die Auswahl des Installationsziels. Die
erkannten Festplatten werden durch ein Icon angezeigt.
Bild: Übersichtsseite der Installation.
Zu empfehlen ist noch die Auswahl der Tastaturbelegung. Hinter diesem Icon
stehen alle Optionen zur Verfügung, einschließlich ungewöhnlicher Belegungen
und Feineinstellungen. Auch die Software-Auswahl sollte man sich noch
ansehen, wenn man nicht GNOME, sondern eine andere Oberfläche installieren
will.
Bei der Partitionierung sind die gewohnten Optionen wie die Verschlüsselung
der gesamten Festplatte oder einzelner Partitionen, RAID und LVM
vorhanden.
Auch das Dateisystem Btrfs wird unterstützt, einschließlich seiner
spezifischen Funktionen wie Subvolumes. Btrfs ist eine der möglichen
Optionen, wenn man die automatische Partitionierung wählt. Außer Btrfs sind
auch „normale“ Partitionen und eine LVM-Installation möglich, letztere ist
die Standardeinstellung. LVM- und Btrfs-Installation legen eine 500 MB große
/boot-Partition mit dem Dateisystem ext4 an. Bei LVM wird der Rest als
Root-Partition verwendet, mit btrfs wird eine separate /home-Partition
angelegt, die sich aber aufgrund der besonderen Eigenschaften von Btrfs den
Plattenplatz mit der Root-Partition teilt. Im Endeffekt ist diese Lösung
noch flexibler als LVM.
Bild: Manuelle Partitionierung.
Während die Installation dann im Hintergrund
läuft, muss man das
Root-Passwort setzen und kann optional auch Benutzer anlegen. Nach der
Installation ist ein Neustart erforderlich.
Ausstattung
Fedora 22 startet etwa genauso schnell wie sein Vorgänger. Wie immer ist
SELinux eingebunden und aktiviert. Als normaler Benutzer merkt man überhaupt
nichts davon, solange die Konfiguration korrekt ist. In Fedora 22 wie auch
in der Vorversion trat kein sichtbares Problem im Zusammenhang mit SELinux
auf. Für den Fall, dass es ein Problem gibt, sei es nach der Installation
von zusätzlicher Software oder anderen Änderungen, steht ein
Diagnosewerkzeug zur Verfügung.
KDE benötigt in Fedora 22 direkt nach dem Start mit einem geöffneten
Terminal-Fenster etwa 488 MB RAM, GNOME dagegen 656 MB, im Classic-Modus 568
MB. GNOME unter Wayland verschlingt 663 MB. Bei der Geschwindigkeit sollte
sich kein nennenswerter Unterschied zwischen den Desktops feststellen
lassen, sofern genug RAM vorhanden ist und die sonstigen Voraussetzungen
erfüllt sind. Die Angaben zum Speicherverbrauch sind nur als Anhaltswerte zu
sehen, die sich je nach Hardware und Messzeitpunkt erheblich unterscheiden
können.
Die gemeinsame Basis von Fedora 22 ist der Linux-Kernel 4.0, womit Fedora
auch eine der ersten Distributionen mit dem Vierer-Kernel ist. Seit der
Vorversion gibt es die Aufteilung der Kernel-Module in ein kleines Paket,
das auf die wenigen in der Cloud benötigten Treiber reduziert wurde, und ein
Paket mit all den weiteren Treibern. Damit kann man bei Bedarf bis zu 25%
kleinere Images erstellen.
Die Desktop-Edition Fedora Workstation bringt die Desktop-Umgebung GNOME in
Version 3.16. Andere Desktops stehen als „Spins“ zur Verfügung, darunter
Xfce 4.12, MATE 1.10, LXQt 0.9.0 und das aktuelle KDE Plasma 5 mit den
Bibliotheken des KDE Frameworks 5 und den KDE4-Bibliotheken. Ein
Neuankömmling ist der schlanke und erweiterbare Window-Manager Qtile, der
nur
wenigen ein Begriff sein dürfte. Er ist in Python geschrieben und
versucht, wie sein Name andeutet, Fenster in Kacheln zu organisieren und die
Mausbenutzung zu minimieren.
Weitere Aktualisierungen sind der Haskell-Compiler GHC 7.8, Django 1.8, Perl
5.20, Ruby 2.2 und Ruby on Rails 4.2. Die meisten Pakete wurden mit GCC 4.9
generiert, einige mit GCC 5.1, der auch der Standardcompiler ist. Diese
frühe Aufnahme des neuesten GCC war umstritten, da GCC 5 gegenüber GCC 4
eine neue
Binärschnittstelle verwendet. In Fedora 22 wurde der Compiler
daher so eingerichtet, dass er standardmäßig zur bisherigen Schnittstelle
kompatibel ist. Erst mit der nächsten Fedora-Version wird dann der komplette
Umstieg erfolgen.
Bild: Login-Bildschirm von GNOME 3.16 mit Sitzungsauswahl.
GNOME
GNOME 3.16 ist der Standard-Desktop von Fedora 22. Andere Desktops wie KDE,
Xfce, Mate oder andere stehen in den Repositories von Fedora zur Verfügung;
man muss sie entweder explizit anstelle von GNOME wählen oder
auf einen der
Fedora-Spins zurückgreifen. Gegenüber GNOME 3.14 in Fedora 21 sind unter
anderem die Neuimplementation der Benachrichtigungen, Verbesserungen an der
Oberfläche diverser mitgelieferter Programme, besonders des Dateimanagers
Nautilus, erneuerte, zeitgemäß aussehende Grafiken, ein neues Theme für die
GNOME-Shell, Anzeige der Bildlaufleisten nur noch, wenn sie benötigt werden,
neue Programme wie der Kalender, die Zeichentabelle Zeichen und der
E-Book-Betrachter Bücher, der momentan nur Comics unterstützt.
Beim ersten Start von GNOME wird das Programm GNOME-Initial-Setup gestartet,
das das Setzen einiger Optionen und die Eingabe von Online-Konten
ermöglicht. Alle Schritte können auch übersprungen und später ausgeführt
werden. Neu ist hier eine Privatsphären-Konfigurationsseite. Dieselben
Einstellungen, von denen einige neu sind, findet man auch in den
Systemeinstellungen.
Bild: Datenschutzeinstellungen in GNOME-Initial-Setup.
Der GNOME-Login-Manager hat drei Sitzungen vordefiniert, wobei
Standard-GNOME die Voreinstellung ist. Die zweite Option ist GNOME
Classic,
die dritte ist GNOME unter Wayland. Letzteres funktioniert sogar in der
virtuellen Maschine und unterscheidet sich optisch zunächst nicht von GNOME.
Doch beim ersten Start trat ein massives Problem auf. Die CPU-Last stieg
deutlich an und blieb dauerhaft hoch. Ursache war der Login-Manager GDM, der
lediglich die Sitzung verwaltet und eigentlich nach dem Login überhaupt
nichts mehr zu tun hat. Dieses offensichtliche Problem verschwand nach einem
zwischenzeitlichen Paket-Update und Neustart. Ob mit den Updates eine
Korrektur hereinkam oder ob der Fehler nur Zufall war, bleibt unklar.
Der Dateimanager Nautilus machte unter Wayland Probleme. Doppelklicks auf
Ordner oder Dateien zeigten keine Wirkung. Auch der Videoplayer Totem
funktionierte nicht, er stürzte beim Start ab. Diese Probleme zeigen, dass
Wayland offenbar noch nicht zum breiten Einsatz bereit ist. Zwar wurde das
System schon erfolgreich auf Messen vorgeführt, aber Probleme wie die
beschriebenen dürfen nicht vorkommen, selbst wenn die Anwendungen
möglicherweise nicht direkt Wayland, sondern XWayland nutzen.
Die lang geplante Neuimplementation der Benachrichtigungen ändert die
Interaktion mit dem Benutzer hauptsächlich in einem Punkt. Während
die
Benachrichtigungs-Popups weitgehend unverändert blieben, sind ältere
Benachrichtigungen, auch solche, die man möglicherweise verpasst hat, jetzt
im Kalender-Popup zu finden.
Bild: Nachlesen zurückliegender Benachrichtigungen.
Die Grafiken von GNOME wurden erneuert und sollen nun zeitgemäß aussehen.
Bis auf den Hintergrund, zu dem keine Alternative mitgeliefert wird,
verwendet Fedora wohl das Standard-Aussehen. Neben kleinen Verbesserungen an
der Oberfläche diverser mitgelieferter Programme, welche einem
gelegentlichen Benutzer nicht weiter auffallen, wurde im Dateimanager
Nautilus
das bisher unter dem Zahnradsymbol verfügbare Menü durch ein
Popover-Menü ersetzt. Die Listendarstellung der Dateien wurde verbessert und
das Löschen einer Datei kann nun bereits im Benachrichtigungs-Popup
rückgängig gemacht werden, wenn man schnell genug klickt.
Ich bin kein Freund von solchen Popover-Menüs, schon gar nicht, wenn
zusätzlich noch das Anwendungsmenü zur Verfügung steht. Nur ist dieses Menü
dank der Spinnerei der GNOME-Designer nicht im Nautilus-Fenster enthalten,
sondern in der globalen Menüleiste, was den Weg der Maus dorthin verlängert.
Das ist aber noch nichts gegen die neueste Verschlimmbesserung, die die
Bildlaufleisten als Overlay anlegt und sie nur noch angezeigt, wenn sie
„benötigt werden“, also wenn man mit der Maus zufällig an den rechten
Fensterrand gelangt.
Der Standard-Webbrowser unter GNOME ist Firefox 38. Außer vier Plug-ins sind
keine Erweiterungen vorinstalliert. Dabei handelt es sich um die
GNOME-Shell-Integration, den iTunes Application Detector, das Evince-Plug-in
und das OpenH264-Plug-in für Web-Videokonferenzen. Die Office-Suite
LibreOffice ist in Version 4.4.3.2 installiert, aber nicht komplett.
Fehlende Komponenten wie z. B. Base muss man bei Bedarf nachinstallieren. Die
GNOME-Shell kann dank Software-Rendering auf jeder Hardware laufen, auch
wenn keine Hardware-3-D-Beschleunigung zur Verfügung steht. Das
Software-Rendering ist einigermaßen schnell und durchaus noch benutzbar,
doch wird man es wohl kaum ertragen, wenn man keinen sehr schnellen
Prozessor hat. Die Situation bessert sich mit einem Mehrkern-Prozessor, doch
Videos verzögerungsfrei abzuspielen, ist auf diese Weise schwer. Bei kleinen
Videoformaten kann es aber noch gelingen.
Bedauerlich ist, dass das GNOME-Tweak-Tool, auf Deutsch
„Optimierungswerkzeug“ genannt, weiterhin nicht standardmäßig installiert
ist. Denn man benötigt es, um Erweiterungen für die GNOME-Shell zu
installieren, da dafür kein Weg in der Standardkonfiguration vorhanden ist.
Daneben kann man auch andere Dinge einstellen, die die GNOME-Entwickler
nicht in der GUI konfigurierbar gemacht haben.
KDE
Nun ist KDE5, das nicht so genannt werden will, in Fedora angekommen. Damit
dürfte Fedora nach Kubuntu die zweite größere Distribution sein, die diesen
Schritt vollzieht. In der Vergangenheit
zeigte sich jedes Mal, dass solche
Versionswechsel grundsätzlich zu früh kamen. Nicht so in diesem Fall, denn
die Entwickler hatten ja bereits verkündet, dass der Schritt von KDE4 zu
KDE5 für die Anwender trotz vieler interner Umstellungen recht leicht werden
sollte. So ist die Desktopumgebung Plasma 5 nicht sehr verschieden von KDE4
und die direkte Fortführung von Plasma in KDE4. Auch die Anwendungen bleiben
dieselben, sie müssen nur von KDE4 auf KDE5 portiert werden. Da das nicht
bei allen Anwendungen so schnell möglich ist, sind auf absehbare Zeit die
KDE4-Bibliotheken und KDE Frameworks 5 parallel installiert, sodass auch
KDE4-Programme problemlos laufen. Eine integrierte Desktopumgebung ist das
nicht, eher zwei in einer. Aber die Idee der konsistenten Umgebungen ist
ohnehin schon seit vielen Jahren gescheitert, weil viele wichtige Programme
eine andere GUI-Bibliothek verwenden als der Desktop.
Bild: KDE Plasma 5 mit einigen Anwendungen.
Plasma 5 lief in der kurzen Testphase genauso zuverlässig wie KDE4 früher,
ist weiterhin angenehm zu benutzen und hat die traditionellen Bedienelemente
unbeschädigt erhalten. Die Funktionalität ist zumindest im Großen und Ganzen
gleich geblieben. Auch die Aktivitäten, die bereits von KDE4 bekannt waren,
sind noch vorhanden. Statt der „Cashew“ in der rechten oberen Ecke gibt es
nun einen Button oben links, der symbolisieren soll, dass sich dahinter ein Menü
verbirgt. Dieses sollte KDE-Anwendern bekannt vorkommen, wie auch die
meisten anderen Elemente des Desktops. Plasma bleibt auch in Version 5 ein
wenig verspielt mit vielen standardmäßig aktivierten Effekten. Im Gegensatz
zu GNOME funktionieren diese aber auch ohne Hardware-3-D-Beschleunigung mit
akzeptabler Geschwindigkeit.
Nicht ausprobiert wurden im Rahmen dieses Artikels einige neue Komponenten
von Plasma 5, darunter BlueDevil zur Verwaltung von Bluetooth-Geräten,
KSSHAskPass für die Eingabe von Passwörtern, die zur Entschlüsselung von
SSH-Schlüsseln nötig sind, und KScreen, das Programm zur Einrichtung des
Displays auf mehreren Monitoren.
Weiterhin ist die Auswahl der vorinstallierten Software etwas merkwürdig –
Konqueror statt des vielfach populäreren Firefox, Calligra 2.9.4 statt
LibreOffice. Immerhin stürzte Calligra bei den Testdateien nicht ab.
Der KDE-Spin nutzt jetzt auch den Journald von Systemd für das Loggen,
installiert und startet aber weiterhin rsyslog, sodass jetzt das Log in
Stereo vorhanden ist.
Multimedia im Browser und auf dem Desktop
Wegen der Softwarepatente in den USA kann Fedora, ebenso wie die meisten
anderen Distributionen, nur wenige Medienformate abspielen, da es viele
benötigte Codecs nicht mitliefern kann. Die Lösung heißt wie immer RPM
Fusion [10]. Diese Seite bietet zusätzliche
Repositories, die man leicht hinzufügen kann. Dies gilt für alle Desktops
gleichermaßen. Die Installation funktioniert prinzipiell mit Konqueror und
Firefox. Während unter GNOME die Installation reibungslos klappte, lieferten
unter KDE sowohl Konqueror als auch Firefox am Ende eine Fehlermeldung, dass
Apper ein Paket nicht finden konnte. Trotz dieser Meldung, die für Benutzer
so aussieht, als wäre die Installation fehlgeschlagen, war aber alles
installiert. Der Fehler war schon in Fedora 21 vorhanden.
Die meisten Player bieten bekanntlich die Option an, über die
Paketverwaltung nach passenden Plug-ins zu suchen. Das funktioniert auch;
der einzige Mangel ist, dass man meist die Anwendung neu starten muss,
nachdem ein Plug-in installiert wurde. Wer sich auskennt, kann auch alle
benötigten Codec-Pakete von Hand installieren. Sie sind sämtlich in Form von
GStreamer-Plug-ins von RPM Fusion zu beziehen. Da sowohl die neue Version
1.4 von GStreamer als auch die Version 0.10 noch in Gebrauch sind,
installiert man am besten die Codec-Sammlungen „plugins-bad“ und
„plugins-ugly“ in allen Varianten für GStreamer 0.10 und GStreamer 1.4. Für
GStreamer 0.10 benötigt man außerdem und vor allem das FFmpeg-Plug-in, für
GStreamer 1.4 dessen Fork libav.
Der Standard-Player für Audio und Video ist unter GNOME der Player „Videos“,
früher Totem genannt. Unter KDE sind es Amarok und Dragonplayer. Während
Amarok funktionierte, gab es bei Videos mit Dragonplayer wiederum Probleme.
Der Ton war da, das Bild aber nicht. Die Installation des
Phonon-VLC-Backends und Umschalten auf dieses änderte nichts an dem Problem.
Wie auch immer, man installiert statt Dragonplayer lieber bewährte Programme
wie (S)MPlayer, VLC oder Xine, die auch viel mehr Funktionalität aufweisen.
Anders als noch in Fedora 21 und anders, als im
Fedora-Wiki [11] noch beschrieben,
ist das von Cisco finanzierte OpenH264-Plugin, das ein freier Videodekoder
für WebRTC ist, jetzt vorinstalliert. Es wird aber nicht automatisch
aktiviert, das muss man bei Bedarf von Hand machen.
Ein schwieriger Punkt sind nach wie vor Flash-Videos auf Webseiten. Einige
Seiten versagen ohne Nachrüstung des Adobe Flash Players komplett ihren
Dienst. Den Player gibt es für Firefox bzw. Iceweasel zwar noch, er wird
aber bis auf Korrekturen von Sicherheitslücken nicht mehr gepflegt. Das
größte Problem ist jedoch, dass Mozilla den Benutzern viele lästige Hürden
in den Weg legt, wenn sie das Plug-in weiter nutzen wollen.
Workarounds sind
die Verwendung eines anderen proprietären Browsers wie Google Chrome proprietären
oder Chromium mit dem von Google stammenden Pepperflash-Plug-in [12]. Andere
Workarounds sind das Herunterladen der Videos, um sie in einem Player
offline oder als Stream anzusehen, oder die Installation von Gnash, das
jedoch keinen Erfolg garantiert.
Bild: Startseite von Firefox.
Paketverwaltung und Updates
Die wichtigste Änderung, der Ersatz von Yum durch DNF, wurde bereits
erläutert, und gilt für alle Fedora-Varianten gleichermaßen. DNF mag
teilweise etwas schneller sein als Yum, benötigt aber manchmal bei einem
Aufruf ziemlich lange, um seinen Cache zu aktualisieren. Die Umstellung
kann
insofern als gelungen bezeichnet werden, als dass es zu keinen Problemen kam. Es
besteht aber noch eine gewisse Skepsis gegenüber DNF wegen eventuell
fehlender Plug-ins und Änderungen im Verhalten. Das heißt nicht, dass diese
gerechtfertigt sein müssen. Die alte, von DNF unabhängige Version von yum
steht aber noch unter dem Namen yum-deprecated zur Verfügung.
Der Software-Installer ist seit Fedora 20 das Zentrum für Anwender, die
zusätzliche Pakete für ihr System suchen. Das Programm ermöglicht in dieser
Version auch die Installation von Codecs. Es ähnelt dem Software Center von
Ubuntu, besitzt allerdings deutlich weniger Funktionalität. Für eine
ernsthafte Systemverwaltung mit DNF und RPM ist es kein Ersatz.
Bild: Meldung der Verfügbaren Paket-Updates unter KDE.
Unter KDE kommt weiterhin Apper zum Einsatz, an dem sich nichts geändert
hat. Auch die Fehler sind noch die gleichen: Die Paketgruppen, die im
Apper-Hauptbildschirm offeriert werden, funktionieren weiterhin nicht. Apper
ist im Gegensatz zu „GNOME-Software“ eine vollständige Paketverwaltung mit
Paketquellen, Updates und Details bis auf die Paketebene. Sie kann die
Kommandozeilenprogramme vollständig ersetzen.
Die gesamte Paketverwaltung baut unter GNOME und KDE grundsätzlich auf
PackageKit auf. Sie
funktioniert normalerweise reibungslos und die Updates,
wenn sie auch zahlreich sind, sind dank Delta-RPMs oft erstaunlich klein und
schnell installiert. Neu verfügbare Updates werden im
Benachrichtigungsbereich angezeigt.
Bild: Laufende Paket-Updates unter KDE.
Fazit
Fedora 22 Workstation erweist sich abermals als eine Distribution von hoher
Qualität, bei der es kaum etwas zu beanstanden gibt. Fehler können besonders
in den ersten Wochen nach der Veröffentlichung auftreten, sind aber selten
gravierend. Zudem werden viele anfängliche Fehler schnell behoben. Umso mehr
verwundert es, dass einige schon seit über einem halben Jahr bestehende
Fehler im Zusammenhang mit Multimedia und
Paketinstallation noch nicht
behoben sind. Einerseits könnte man argumentieren, dass das die Aufgabe der
Entwickler der entsprechenden Software ist, andererseits werden an anderer
Stelle selbst Bagatellen behoben, die nicht selten überflüssig erscheinen.
Das Experiment mit Wayland kann vorerst als gescheitert betrachtet werden,
allerdings handelt es sich wohl um leicht behebbare Probleme. Das Experiment
mit KDE5 hingegen ist gelungen und hilft, den Weg zu einem breiten Einsatz
von KDE5 zu ebnen.
Die Zielgruppe von Fedora besteht klar aus Entwicklern, die für ihre Arbeit
einen aktuellen Softwarestand brauchen, Administratoren, die eine Vorschau
auf aktuelle Entwicklungen für Red Hat Enterprise Linux erkunden wollen,
Administratoren, die die Verteilung von aktuellen Systemständen
automatisiert haben, und anderen Benutzern, die kein Problem mit reichlichen
und häufigen Updates haben. Durch die vielen Updates ist Fedora immer
aktuell und stabilisiert sich schnell. Für die Zielgruppe ist das ideal, für
andere Nutzer dagegen nicht zu empfehlen. Denn normale Benutzer wollen keine
Änderungen am System, nicht einmal Verbesserungen, außer als bewusste
Entscheidung. Jede noch so kleine Änderung am Verhalten, selbst ein
geänderter Button, lenkt lediglich von den eigentlichen Aufgaben mit ihren
eingespielten Vorgehensweise ab. Solche Benutzer sollten sich aber eher nach
einer anderen Distribution umsehen.
Links
[1] http://www.pro-linux.de/artikel/2/1775/fedora-22.html
[2] http://www.pro-linux.de/artikel/2/1744/fedora-21.html
[3] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2015-02
[4] https://getfedora.org/de/
[5] http://wayland.freedesktop.org/
[6] https://projectatomic.io/
[7] https://wiki.gnome.org/Projects/OSTree
[8] https://github.com/rhinstaller
[9] https://fedora.zanata.org/project/view/anaconda
[10] http://rpmfusion.org/
[11] https://fedoraproject.org/wiki/OpenH264
[12] https://wiki.debian.org/PepperFlashPlayer
Autoreninformation |
Hans-Joachim Baader (Webseite)
befasst sich bereits seit 1993 mit Linux. 1994 schloss er
erfolgreich sein Informatikstudium ab, machte die
Softwareentwicklung zum Beruf und ist einer der Betreiber von
Pro-Linux.de.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Ronny Schneider
OpenBSD [1] legt als Teil der BSD-Familie seinen Fokus auf Sicherheit und
Korrektheit. Dementsprechend hält es für Linux-Nutzer einige interessante Dinge
bereit. Dieser Artikel bietet einen Überblick über das OpenBSD-Projekt und seine
Eigenheiten.
Geschichte
„Free, functional, and secure“ – so lautet das Motto des Betriebssystems OpenBSD
(nicht zu verwechseln mit dem Projekt OpenSSL). BSD ist eine Abkürzung und steht
für „Berkeley Software Distribution“, welches ursprünglich eine Variante des
UNIX-Systems bezeichnete. Heute bezeichnet man mit BSD eine Familie von
Betriebssystemen, welche sich vom ursprünglichen BSD ableiten. Dies sind zum
Beispiel FreeBSD [2], NetBSD [3],
DragonFlyBSD [4] und eben OpenBSD, um das es in
diesem Artikel geht.
Das „Open“ im Projektnamen deutet auf den kompromisslosen Einsatz der BSD-Lizenz
(vereinfachte Form „ISC-Lizenz“ [5]) sowie die
Haltung für Freie Software hin, welche das Entwicklerteam vertritt. So wurden
schon viele, teils einfache, teils umfangreiche und komplexe Programme
nachprogrammiert, um diese in der BSD-Lizenz nutzen zu können. Die BSD-Lizenz
unterscheidet sich von der GPL-Lizenz [6]
hauptsächlich darin, dass Sie kein Copyleft [7]
enthält und somit Änderungen am Quelltext unter einer anderen Lizenz fortgeführt
werden können. Dadurch lässt sich unter BSD-Lizenz stehender Quelltext sehr gut
auch in kommerziellen Produkten verwenden.
Als Abspaltung vom NetBSD-Projekt begann das Team um Theo
de Raadt 1995 mit der Programmierung eines BSD-basierten Systems, das heute zu
den sichersten [8] Betriebssystemen überhaupt
gezählt wird. Als Maskottchen wurde „Puffy“ erkoren; ein Kugelfisch, der den
Sicherheitsgedanken symbolisieren soll.
Alle sechs Monate erscheint ein neues
Stable-Release, zusammen mit einem umfangreichen Artwork. Aktuell lehnt sich die
neuste Version 5.7 [9] vom Thema her an die Blues
Brothers an – inklusive Poster, Lied und Stickern. Auf diese Weise kann man
halbjährlich die neueste OpenBSD-Version im Rahmen eines kleinen Rituals kaufen
und bekommt vom Entwicklerteam mehr als nur einen stupiden Datenträger
geliefert. Es wirkt zwar etwas skurril, aber so zieht sich in etwa der Humor
durch das gesamte OpenBSD-Projekt.
Generell trifft man viel Ironie und Sarkasmus
an. So kann man bei einem sich aufgehangenem System im Debugger
Galgenraten [10]
mit Kernel-Begriffen spielen. Durch die regelmäßige Überprüfung der
Softwarequellen durch das Entwicklerteam ist inzwischen die Phrase „Dieses
Problem wurde in OpenBSD schon vor 6 Monaten gelöst“ aufgekommen.
Einsatz
Eingesetzt wird OpenBSD vor allem bei Serversystemen oder im Netzwerkbereich.
So ist es geradezu prädestiniert für den Einsatz als Router-, Firewall- oder
Serversystem, da das Grundsystem sehr kompakt gehalten ist. Die
Konfigurationsdatei der integrierten Firewall pf [11]
ist ein Augenschmaus für jeden Systemadministrator – so wie bei vielen
anderen Diensten und Projekten, die das OpenBSD-Team direkt betreut,
etwa OpenSSHD [12], OpenSMTPD [13],
OpenOSPFD sowie OpenBGPD [14] oder CARP [15].
So könnte eine Firewall-Regel für pf in etwa so lauten:
pass in on em0 inet proto tcp from any to self port 25,587
Diese Regel erlaubt eingehenden Datenverkehr auf der Schnittstelle
„em0“ in Form der Internetprotokollfamilie TCP von jeder Quelle an die Zielports
25 und 587 auf dem eigenen Rechner. In der gleichen Weise lässt sich ein
SMTP-Server konfigurieren, inklusive Zertifikatsverwaltung für verschiedene
Domains und Relaydirektiven. Beim Verwenden von OpenBSD fängt man so manches Mal
an darüber zu grübeln, wie schwierig und umständlich andere Systeme und
Programme eine spezielle Aufgabenstellung zu lösen vermögen. Warum umständlich,
wenn es auch einfach geht?
Neben der durchdachten Konfiguration ist eine weitere Stärke vom gesamten
Projekt, dass für wirklich jedes kleine Tool oder Programm eine
Manpage [16] gepflegt
wird, ebenso für die eingebauten Treiber, Skripte und Konfigurationsdateien. Auf
diese Weise ist das komplette System wartbar – auch, wenn man bisher nicht mit
OpenBSD zu tun gehabt haben sollte. Ruft man beispielsweise die Manpage des
Ethernetkartentreibers em [17]
auf, so wird aufgelistet, für welche Karten und Chips dieser Treiber entworfen
wurde, welche Protokolle der Treiber verarbeiten kann, welche Geschwindigkeiten
und Zugriffsmethoden unterstützt werden und wie man dies bewerkstelligt.
Die Manpages werden gepflegt und mit jedem neuen Release auf den neuesten Stand
gebracht, sollte sich etwas geändert haben.
Installation
Die Installation von OpenBSD findet textbasiert statt und kann nach einiger
Übung innerhalb von
weniger als fünf Minuten durchgeführt werden. So wird bei der
Installation direkt abgefragt, ob man einen OpenSSH-Server sowie einen
NTP-Server automatisch starten lassen möchte oder ob man beabsichtigt, das
X-Windows-System X.org später auf dem System laufen zu lassen und dementsprechend
automatisch xdm starten soll.
Bei der allerersten Installation könnte sich die
Installation aber als kleines Abenteuer herausstellen, da sie ohne viele
Hinweise und grafische Aufmachung recht trostlos daherkommt. Der Benutzer
sollte bereits vor der Installation die Parameter wissen und einige Begriffe aus
der BSD-Welt kennen, zum Beispiel den Begriff „Slice“. Die FAQ [18]
auf der Webseite des Projektes bietet
eine gute
Anleitung zur Installation, auch in Spezialfällen.
Eine weitere
Besonderheit ist die Partitionierung innerhalb von OpenBSD. So werden innerhalb
einer Partition „Slices“ [19] angelegt, welche
mit den Buchstaben a bis z angesprochen werden, in
etwa so wie beim
Betriebssystem Windows. Die Verwirrung perfekt macht der Umstand, dass der
Buchstabe C
das komplette Laufwerk meint. So bezeichnet /dev/wd0c das komplette Laufwerk
(zum Beispiel eine Festplatte oder einen USB-Stick) während /dev/wd0a die
erste Partition / anspricht. Die FAQ gibt auch Aufschluss, wieso etwas so ist,
wie es ist.
Bild: Der Login-Manager xdm.
Einsatz, die Zweite
Die Performance von OpenBSD hinkt in einigen Punkten hinter anderen Systemen
hinterher. Das System verwendet einen Kernel mit einem „Giant Lock“ [20]
und ist dementsprechend mit einem Performancemanko belegt. Dies rührt daher,
dass im OpenBSD-Kernel keine Nebenläufigkeit stattfindet und somit Berechnungen
und Prozessabläufe nicht parallel ablaufen können. Benutzerprogramme sind davon
allerdings unabhängig und können mehrere Threads und Prozesse gleichzeitig
verwenden. Nur der Kernel „bremst“ die Geschwindigkeit durch seine Architektur.
Dies ermöglicht zwar einen kompakten und einfachen Kernelaufbau, wirkt sich
allerdings negativ auf die Performance aus. Spürbar ist dies zum Beispiel, wenn häufig
auf das Dateisystem zugegriffen werden muss, weshalb OpenBSD nicht oft als reiner Dateiserver
oder Datenbank eingesetzt wird (was aber dennoch möglich ist). Eher wird OpenBSD
deshalb als Router, Firewall, Web- oder E-Mailserver eingesetzt, weil diese
Anwendungsfelder sehr auf den Netzwerkbetrieb ausgerichtet sind. Hier greift
auch sehr schön der Sicherheitsaspekt, da gerade Netzwerkanwendungen angreifbar
sind. Ein Einsatz als SMTP-Server mit Spamfilter ist kein Hexenwerk. Das Projekt
hat sogar einen eigenen Spamfilter für OpenBSD entwickelt und integriert:
Spamd [21]. Zusammen mit dem
hauseigenen
OpenSMTPD-Server [13] ergibt sich
so ein sehr homogenes
und flexibles Serversystem, welches nach einmaliger Konfiguration still und
effektiv seinen Dienst verrichtet. Spamd kann seine Spam- und Sperrlisten mit
anderen Spamd-Servern synchronisieren und so eine Redundanz aufbauen.
Nichtsdestoweniger lässt sich OpenBSD auch als Desktop-System nutzen. Die meisten
bekannten Open-Source-Programme sind portiert worden und als Binärpakete
verfügbar. So findet man die üblichen Verdächtigen wie Firefox,
Thunderbird, VLC, LyX (inklusive LaTeX), Inkscape, GIMP
und viele
weitere Programme. Auf Grund des minimalen Ansatzes des Basissystems kann man
ein sehr kompaktes und ressourcenschonendes System aufbauen, welches zum
Beispiel auf Netbooks oder älteren Computern läuft. Die Desktopumgebungen GNOME
und KDE sind vorhanden, ebenso wie zahlreiche Windowmanager. Einem
Einsatz als
Desktopsystem steht demnach nichts im Wege.
Dennoch sollte man sich vor der Installation vergewissern, dass Treiber für die
Hardware existieren. Eine Menge Hardware wird noch nicht unterstützt,
beispielsweise viele Webcams, Drucker, WLAN- und Netzwerkkarten. Für Hardware,
die Firmware benötigt und unterstützt wird (zum Beispiel aktuelle
Radeon-Grafikkarten oder Intel WLAN-Karten), gibt es die Möglichkeit diese
Firmware [22]
nachzuladen und so dem Gerät Leben einzuhauchen. Dies ist aber noch nicht
bei vielen Geräten der Fall – dementsprechend freut sich das Entwicklerteam über
aktive Mitarbeit.
Es gibt aktuell keine Virtualisierungssoftware, die unter OpenBSD läuft. Somit
fällt ein Einsatz als Hypervisor aus. Programme wie
Virtualbox [23], Bochs [24],
XEN [25] oder VMWare-Produkte [26] gibt es
für OpenBSD (noch) nicht. Als Gastbetriebssystem läuft OpenBSD allerdings in den
meisten Virtualisierungslösungen. Auf diese Weise kann man unkompliziert einen
Blick auf das System werfen und experimentieren.
Bild: Der vorinstallierte FVWM-Fenstermanager.
Fazit
Insgesamt ist OpenBSD ein sehr interessantes Betriebssystem, wenn man abseits
der bekannteren UNIX-ähnlichen Systeme schaut. Es läuft auf einigen, teils
alten oder (aus Heimanwender/PC-Sicht) exotischen Plattformen, die für sich
alleine auch ein interessantes Thema darstellen. Das System ist sehr homogen und
bietet eine hervorragende Dokumentation und Konfiguration.
Der sechsmonatige
Rhythmus der Veröffentlichung des aktuellen Releases sorgt für eine gute
Planbarkeit der Aktualisierung. Mit dem Nutzen des
CURRENT-Zweiges [27] bleibt man durch
beständiges Neukompilieren des Basissystems am Ball.
Als Server kann man
OpenBSD sehr gut einsetzen. Der Sicherheitsaspekt ist gerade in heutigen Zeiten
eine nicht zu verachtende Sache. Ebenso eignet es sich auf Grund der guten Dokumentation und
Homogenität wunderbar als Plattform für eigene Entwicklungen oder Produkte.
Wem all dies zusagt, der kann mit dem Kugelfisch unter den
Betriebssystem einen interessanten Weggefährten finden.
Links
[1] http://www.openbsd.org/
[2] http://www.freebsd.org/
[3] http://www.netbsd.org/
[4] http://www.dragonflybsd.org/
[5] http://www.openbsd.org/policy.html
[6] http://www.gnu.org/licenses/licenses.de.html
[7] http://www.gnu.org/copyleft/copyleft.de.html
[8] http://www.openbsd.org/security.html
[9] http://www.openbsd.org/57.html
[10] http://www.openbsd.org/cgi-bin/man.cgi/OpenBSD-current/man6/hangman.6?query=hangman&sec=6
[11] http://www.openbsd.org/faq/pf/
[12] http://www.openssh.com/
[13] https://www.opensmtpd.org/
[14] http://www.openbgp.org/
[15] http://www.openbsd.org/cgi-bin/man.cgi/OpenBSD-current/man4/carp.4
[16] http://www.openbsd.org/cgi-bin/man.cgi/mandoc/man8/man.cgi.8
[17] http://www.openbsd.org/cgi-bin/man.cgi/OpenBSD-current/man4/em.4?query=em
[18] http://www.openbsd.org/faq/
[19] http://www.openbsd.org/faq/faq14.html
[20] http://www.openbsd.org/papers/asiabsdcon2010_smp_for_sgi_paper.pdf
[21] http://www.openbsd.org/spamd/
[22] http://www.openbsd.org/cgi-bin/man.cgi/OpenBSD-current/man1/fw_update.1?query=fw_update
[23] https://www.virtualbox.org/
[24] http://bochs.sourceforge.net/
[25] http://www.xenproject.org/
[26] http://www.vmware.com/
[27] http://www.openbsd.org/faq/faq5.html#Flavors
Autoreninformation |
Ronny Schneider (Webseite)
beschäftigt sich seit 2008 intensiv mit Open-Source-Software, speziell Linux und
BSD. Der gelernte IT-Systemelektroniker möchte dieses Hobby gerne zu seinem
Beruf machen.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Christoph Müller
Für Anfänger ist die Orientierung in der Linuxwelt oft
undurchsichtig: „Man
sieht vor lauter Pinguinen die Eisscholle nicht“. An dieser Stelle soll der
Webdienst
Distrochooser [1] helfen, indem er durch die
Beantwortung simpler Fragen eine Liste von Distributionen zur besseren
Orientierung liefert.
Der Distrochooser ist kein Orakel
Der Distrochooser ist ein Dienst für Anfänger in Linux. Er soll eine
Orientierungshilfe sein und ist kein Orakel. Das Ergebnis umfasst nur
Vorschläge. Es kann durchaus vorkommen, dass man mit einer anderen
Distribution besser klarkommt als mit denen, die vom Distrochooser
vorgeschlagen werden.
Wenn man bereits Linux nutzt, sollte man auch keine unangebrachte Kritik am
Service üben, wenn nicht die persönlich bevorzugte Distribution an erster
Stelle steht oder gar komplett andere Ergebnisse geliefert werden.
Eine gegebenenfalls falsch ausgesprochene Empfehlung liegt daran, dass die
Komplexität an gegebenen Antworten ab einem gewissen Punkt das Maß
übersteigt, als das es durch ein Programm wie gewünscht wiedergegeben werden
kann. Wer mehr zu dieser Problematik erfahren will, sollte sich diesen
Blogbeitrag „Ein Wort zu Kombinationen im Distrochooser“ [2]
durchlesen.
Bild: Die zahlreichen Fragen des Distrochoosers.
Der Distrochooser beschränkt sich auf bekannte Distributionen bzw. solche,
die von Benutzern vorgeschlagen wurden. Aktuell (Stand 19. Juli 2015) stehen
25 Distributionen zur Verfügung:
- Antergos
- Arch Linux
- Bedrock Linux
- CentOS
- Debian
- elementary OS
- Fedora
- Gentoo Linux
- Knoppix
- Kubuntu
- Linux Mint
- Lubuntu
- Mageia
- Manjaro
- NixOS Linux
- openSuse
- PCLinuxOS
- Puppy Linux
- Slackware
- Tails
- Ubuntu
- Ubuntu GNOME
- Ubuntu MATE
- Xubuntu
- Zorin OS
Was kann der Distrochooser?
Der Distrochooser umfasst zur Ermittlung der Vorschläge Fragen zu den
Themenbereichen PC-, Linux- und Hardwarekenntnisse, persönliche
Anforderungen, Installation, Umfang, Preismodell, Softwaremanagement,
Ideologien, Datenschutz und Benutzererfahrung. Es wird nicht vorausgesetzt,
dass jede Frage aus diesen Gebieten beantwortet wird. Jedoch lässt sich als
Faustregel festlegen: Je mehr beantwortet wird, desto genauer werden die
Ergebnisse.
Ermittlung der Distributionen
Die Ermittlung der Vorschläge erfolgt durch die Auswertung der Fragen zu den zuvor genannten Themengebieten. Bei der Ermittlung der
Vorschläge arbeitet der Distrochooser in zwei Modi: einem absoluten und
einem relativen Modus, die je nach gegebenen Antworten gewechselt werden.
Der Distrochooser versucht im absoluten Modus genau passende
Distributionen zu ermitteln. Es werden nur jene präsentiert,
die auch genau zu den gegebenen Antworten passen.
Mit der Menge an gegebenen Antworten ist es jedoch
möglich, dass keine
Distribution zu allen Antworten vollständig passt. In diesem Fall wechselt
der Distrochooser in den relativen Modus. Im relativen Modus werden alle Distributionen mit einem Prozentsatz versehen.
Der Prozentsatz repräsentiert die Übereinstimmung mit den gegebenen Antworten.
Bild: Im relativen Modus wird die Übereinstimmung mit den gegebenen Antworten mit prozentualen Werten dargestellt.
Jede Distribution besitzt eine Detailseite. In der Detailseite werden
weitere Informationen zu der jeweiligen Distribution präsentiert, zum
Beispiel Screenshots.
Bild: Die Detailseite zeigt mehr Informationen zu einer Distribution.
Zusätzlich wird in einer tabellarischen Form die Grundlage für die
Ermittlung des Ergebnisses dargestellt. So kann man klar erkennen, wieso
bestimmte Distributionen im Ergebnis enthalten sind – oder eben nicht.
Bild: Die Matrix zeigt an, welche Antwort sich auf wie auf welche Distribution ausgewirkt hat.
Ausblick
Der Distrochooser ist keineswegs fertig. Erst kürzlich wurden neue
Funktionen, z. B. zur Bewertung der Ergebnisse, eingepflegt. Ingesamt
ist
der
Web-Service inzwischen in einem sehr fortgeschrittenen Stadium: Es gab
bereits einen Vorgänger, der mehr als 10 000 Mal verwendet wurde. Viele
Anregungen zum „Linux Distribution Chooser 1“ wurden in der neuen
Version
umgesetzt. Mit zukünftigen Updates werden vor allem neue Funktionen zur
Visualisierung der Ergebnisse, aber auch neue Inhalte (Fragen,
Distributionen) nachgereicht.
Der Distrochooser selbst ist freie Software. Der Quelltext des Projekts ist
auf GitHub [3]
gespeichert. Vorschläge für Funktionswünsche, aber auch Ideen für neue
Distributionen werden gerne entgegengenommen.
Der Distrochooser kann unter der Web-Adresse http://distrochooser.de/
ausprobiert werden und steht in Deutsch und Englisch zur Verfügung.
Links
[1] http://distrochooser.de/
[2] http://0fury.de/2015/04/ein-wort-zu-kombinationen-im-distrochooser/
[3] https://github.com/squarerootfury/distrochooser/
Autoreninformation |
Christoph Müller (Webseite)
ist Softwareentwickler und arbeitet an mehreren (freien) Softwareprojekten,
darunter dem Distrochooser. Außerdem betreibt er einen Blog zu diversen
Themen rund um Linux.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Mathias Menzer
Basis aller Distributionen ist der Linux-Kernel, der fortwährend
weiterentwickelt wird. Welche Geräte in einem halben Jahr unterstützt werden und
welche Funktionen neu hinzukommen, erfährt man, wenn man den aktuellen
Entwickler-Kernel im Auge behält.
Die Entwicklung von Linux 4.2
Der Juli endete mit Linux 4.2-rc4 mitten im Entwicklungszyklus der neuen
Linux-Version (siehe „Der Juli im Kernelrückblick“, freiesMagazin
08/2015 [1]). Sehr zum Verdruss
von Linux-Hauptentwickler Torvalds wollte sich auch im August erst einmal keine
Beruhigung einstellen und so kam Linux
4.2-rc5 [2] mit nur ein paar Änderungen
weniger als die Vorversion.
Die umfangreichste Änderung hierbei war die
Lizenzänderung hin zu einem
Mehrfach-Lizenz-Modell [3] für einen
RDMA-Treiber [4], welcher
direkten Speicherzugriff von einem anderen System aus ermöglicht. Dies brachte
jedoch nur Anpassungen am Lizenztext und keine funktionalen Änderungen mit.
Anders dagegen ein iSCSI [5] von QLogic, der
mit größeren Korrekturen und Verbesserungen bedacht wurde, die jedoch nur einem
eingeschränkten Anwenderkreis zugute kommen. Mehr Nutzer werden sich für die
Korrekturen an den freien Grafik-Treibern radeon und nouveau finden, von denen
sich ebenfalls einige in 4.2-rc5 finden.
Insofern befand sich Linux 4.2-rc6 [6] auf
einem durchaus guten Weg. Die Zahl der Änderungen war überschaubar geblieben und
die aufgenommenen Patches betrafen allzu problematische Bereiche.
Dabei fiel
besonders die ARC-Architektur [7]
auf, der die Entwickler einige Verbesserungen für das Locking spendierten, also
die Sperrung von Systemressourcen durch einen Prozess, um konkurrierende
Zugriffe zu verhindern. ARC-Prozessoren weisen einen reduzierten Befehlssatz
(RISC [8]) gegenüber
x86 und vergleichbaren Architekturen auf und kommen primär in spezialisierten
Geräten wie beispielsweise Netzwerkspeicher oder
Internet-of-Things-Anwendungen [9] zum Einsatz.
Linux 4.2-rc7 [10] ließ noch Raum für
Hoffnung, dass es sich um die letzte Entwicklerversion handeln könnte. Einige
der eingegangenen Änderungen betrafen Fehler, die auf die Überarbeitung des
Codes für die x86-Architektur zurückzuführen waren und die im Laufe des
Entwicklungszyklus von 4.2 immer mal wieder aufgetreten waren.
Für
einige Anwender dürften jedoch Korrekturen des Treiber für Eingabegeräte von
Wacom [11] von größerem Interesse sein. Hier
trat bei einigen Eingabe-Tablets das Problem auf, dass beim Wechsel zwischen der
Nutzung als Touchpad und mit Stift die Auflösung nicht angepasst wurde und die
Nutzung damit teilweise stark eingeschränkt sein konnte.
Letztlich gab es noch
Verbesserungen an den
Netzwerktreibern für
Freescale-Prozessoren [12].
Es sollte die letzte Version vor der Freigabe sein, und dabei blieb es dann
auch. Linux 4.2-rc8 [13] schrumpfte auf 136
Commits zurück und der größte Teil der geänderten Quelltextzeilen entfiel auf
die Rücknahme einiger Neuerungen. Dies war einmal eine Schnittstelle für den
Versand von Daten mittels Infrarot-Geräten, die nicht die erhoffte Qualität
aufgewiesen hatte und nun in eine der folgenden Linux-Versionen Einzug halten
wird. Ebenso muss eine Erweiterung nochmal auf die Ersatzbank, die die
automatische Erkennung der Unterstützung für Native Command Queing
(NCQ [14]) für einzelne Geräte
ermöglicht. NCQ dient dazu, Befehle an Massenspeicher in eine sinnvolle
Reihenfolge zu bringen, um Schreib- und Lesevorgänge möglichst effizient und
schnell zu gestalten.
Tatsächlich kam dann Ende August die finale
Veröffentlichung [15]. Die Änderungen waren
sehr überschaubar – gerade mal 46 Commits, von denen alleine 9 die Merges
darstellen. Diese stellten kleinere Korrekturen dar und die umfangreichste davon
betraf CANBUS [16], ein im
Automobil-Bereich verbreitetes Protokoll für die Kommunikation von
Steuergeräten.
Das Release von Linux 4.2
Insgesamt nahm die Entwicklung des neuen Linux-Kernels 69 Tage in Anspruch.
Dabei wuchs er gegenüber der Vorversion besonders stark an und stellt in diesem
Punkt auch einen neuen Rekord auf. Denn obwohl 4.2 mit knapp über einer Million
an „Insertions“ (hinzugefügte Quelltextzeilen) nur an dritter Stelle seit Beginn
der 3er-Kernel-Reihe liegt, rührt diese Anzahl in erster Linie von aufgenommenen
Treibern her, während bei Linux 3.2 und 3.7 Umzüge von Code in andere Bereiche
Ursache der hohen Zahlen war. Patches bilden solche Verschiebungen so ab,
dass eine Codezeile an einer Stelle gelöscht und an anderer Stelle wieder
hinzugefügt wird. Somit brachte 4.2 den Kernel um fast 800.000 Zeilen nach
vorne, während die 3.2 und 3.7 jeweils zwischen 300.000 und 400.000 Zeilen
anwuchsen.
Gut die Hälfte des Zuwachses von Linux 4.2 ist dem neuen amdgpu-Treiber
geschuldet. Dieser soll neuere AMD-Grafikkerne unterstützen, die auch in
Hochleistungskarten der Serie Radeon R9 zu finden sind. Noch werden nicht alle
Funktionen der Grafikeinheiten unterstützt, aber wird sich mit kommenden
Kernel-Versionen nach und nach ändern.
Um einiges kleiner präsentierte sich der Virtio-GPU-Treiber, der eine
Grafikkomponente innerhalb von virtuellen Maschinen zur Verfügung stellt. Er
unterstützt auch das durch Software gesteuerte Umschalten der
Bildschirmauflösung oder Kernel Mode
Setting [17],
das bereits mit Linux 2.6.29 eingeführt worden war (siehe „Ein Tuz für
den Kernel“, freiesMagazin
04/2009 [18]).
Das Dateisystem F2FS [19] bekam neue Funktionen
zur Reservierung von Speicherplatz spendiert, vor allem jedoch ist es nun in der
Lage, Dateien ohne zusätzliche Erweiterungen verschlüsselt zu speichern und
natürlich wieder zu entschlüsseln. Es folgt damit ext4, das unter Linux 4.1
bereits mit dieser Fähigkeit versehen wurde und an dessen Umsetzung sich
F2FS-Entwickler orientiert haben. Interessant könnte dies für Mobilgeräte werden, die
fast ausschließlich mit Flash-Speichern [20]
ausgestattet sind, für die F2FS ja entwickelt wurde. Zumindest
Linux-basierten Geräten steht hier in Zukunft eine einfache Möglichkeit zur Verfügung,
um die Daten des Besitzers zu schützen.
Der Umgang mit den in der gleichen Linux-Version wie F2FS eingeführten Control
Groups (siehe „Der Februar im Kernelrückblick“, freiesMagazin
03/2013 [21]) wird immer mal
wieder verbessert. Dabei handelt es sich um einen Mechanismus zum Verwalten von
Rechenzeit, Arbeitsspeicher und anderer Ressourcen anhand von Gruppen
zusammengehöriger Prozesse. Diesmal wurde der Umgang mit den Dirty Pages
optimiert. So werden Bereiche im Arbeitsspeicher genannt, die zwischengelagerte
Daten von Massenspeichern enthalten und die in diesem Zwischenspeicher geändert
wurden. Diese müssen auf den Massenspeicher zurückgeschrieben werden, bevor der
jeweilige Teil des Arbeitsspeichers wieder freigegeben werden kann. Dieser
Vorgang, „Writeback“ genannt, ist bislang in Verbindung mit den Control Groups
nicht effizient, da deren Speicher- und Bandbreiten-Begrenzungen bisweilen
dazwischenfunken. Ein Satz an Patches von Tejun Heo soll hier künftig Abhilfe
schaffen.
GENEVE (Generic Network Virtualization
Encapsulation [22]) befindet sich
noch im Status eines
Internet-Draft [23],
doch ein erster Treiber hierfür hat es schon in den Linux-Kernel geschafft. GENEVE
stellt ein Tunnel-Protokoll für die Anwendungen in virtualisierten
Netzwerkumgebungen dar.
Weiterhin unterstützt das Netzwerk-Dateisystem
CIFS [24]
nun die Version 3.1.1
des SMB-Protokolls, worin eine Funktion zum direkten Kopieren von Daten auf dem
Server definiert ist. Bislang werden beim Kopiervorgang innerhalb einer
CIFS-Freigabe die Daten trotzdem über das Netzwerk zum Client und wieder auf den
neuen Speicherplatz auf dem Server übertragen.
XFS [25] unterstützt nun DAX
(„Direct Access“), das den direkten Zugriff auf Daten auf einem Datenträger
unter Umgehung des Arbeitsspeicher ermöglicht. DAX wurde noch in Linux 4.0
aufgenommen und zu diesem Zeitpunkt bereits von ext4 unterstützt (siehe „Der
April im Kernelrückblick“, freiesMagazin
05/2015 [26]).
Linux 4.2 bringt noch viele weitere Neuerungen mit, die Unterstützung für die
Interprozesskommunikation kdbus ist jedoch nicht dabei. Darüber wird in einem
späteren Kernelrückblick zu berichten sein.
Links
[1] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2015-08
[2] https://lkml.org/lkml/2015/8/2/211
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrfachlizenzierung
[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Remote_direct_memory_access
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/ISCSI
[6] https://lkml.org/lkml/2015/8/9/125
[7] https://en.wikipedia.org/wiki/ARC_(processor)
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Reduced_Instruction_Set_Computer
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Internet_der_Dinge
[10] https://lkml.org/lkml/2015/8/16/87
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Wacom
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Freescale_Semiconductor
[13] https://lkml.org/lkml/2015/8/24/9
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Native_Command_Queuing
[15] https://lkml.org/lkml/2015/8/30/96
[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Controller_Area_Network
[17] https://de.wikipedia.org/wiki/Mode-Setting
[18] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2009-04
[19] https://de.wikipedia.org/wiki/F2FS
[20] https://de.wikipedia.org/wiki/Flash-Speicher
[21] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2013-03
[22] https://tools.ietf.org/html/draft-gross-geneve
[23] https://de.wikipedia.org/wiki/Request_for_Comments#Internet-Draft
[24] https://de.wikipedia.org/wiki/Server_Message_Block#Common_Internet_File_System_(CIFS)
[25] https://de.wikipedia.org/wiki/XFS_(Dateisystem)
[26] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2015-05
Autoreninformation |
Mathias Menzer (Webseite)
behält die Entwicklung des Linux-Kernels im Blick, um über kommende Funktionen
von Linux auf dem Laufenden zu bleiben und immer mit komplizierten Begriffen dienen zu können.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Dominik Wagenführ
Im August gab es das Humble PC & Android Bundle
13 [1], das zehn Spiele für Linux
bereit hielt,
die auch jetzt nachträglich noch über den Humble Store, Steam oder die
Entwickler-Webseite zu beziehen sind. Der Artikel soll die Spiele kurz
vorstellen.
Neverending Nighmare
In „Neverending Nighmare“ [2] von Infinitap
Games erlebt man genau diesen niemals endenden Albtraum. Der
Protagonist
läuft jeden Tag rastlos durch das düstere Haus, um immer weitere,
schreckliche Entdeckungen zu machen. Dabei geht es sehr blutig zu, aber vor
allem der
psychologische Horror ist zu spüren. Anstatt zu sterben, wacht man
einfach im eigenen Bett auf, um den Albtraum erneut zu erleben.
Das Spiel ist englisch vertont mit deutschen Untertiteln, wodurch es sich
auch für Nicht-Englisch-Sprachler eignet. Die Stilmittel der Bleistiftgrafik
sind sehr simpel, aber auch effektiv eingesetzt und passen einfach zum
Spielgefühl.
Bild: Neverending Nighmare.
Crimsonland
Im Spiel „Crimsonland“ von 10tons [3] geht es blutig
weiter. Bei dem Spiel handelt es sich um einen einfachen Top-Down-Shooter,
bei dem man eine
gewisse Zeit in einer Masse von heranströmenden Monstern,
Aliens oder anderen Kreaturen überleben muss. Zur Verteidigung stehen
diverse Waffen und Powerups bereit, die man in einem Level einsammeln
kann.
Bild: Crimsonland.
Monster Loves You!
Monströs geht es weiter in „Monster Loves
You!“ [4] von Dejobaan Games. In dem Spiel
wechselt man die übliche Perspektive und mimt ein Monster, welches als
kleiner Schleimklumpen in einem Tümpel heranwächst und sich bis ins
Erwachsenenalter retten muss. Verschiedene Aufgaben und Entscheidungen
während des Spiels
lassen das Monster dann eher freundlich, intelligent oder
grausam werden.
Obwohl das Spiel recht simpel ist und nur aus Text lesen und Antwort wählen
besteht, ist es interessant zu sehen, in welche Richtung sich das eigene
Monster entwickelt. Leider steht das Spiel nur in englischer Sprache bereit,
wodurch es sich für Nicht-Englisch-Sprachler gar nicht eignet.
Bild: Monster Loves You!
Beatbuddy
„Beatbuddy“ [5] von THREAKS war einigen Humble-Käufern
schon bekannt, da es bereits im Februar 2014 im Humble Indie Bundle 11
enthalten war.
In dem Spiel muss man die Welt Symphonia retten und schwimmt dafür durch das
Meer und bekämpft zahlreiche Kreaturen mit verschiedenen Beats. Von der
Spielidee erinnert Beatbuddy etwas das überaus gute
„Aquaria“ [6], stellt die Musik aber noch
mehr in den Vordergrund, die Story dafür etwas hinten an.
Bild: Beatbuddy.
Fotonica
Musikalisch geht es in „Fotonica“ [7] von Santa
Radione weiter. Es handelt sich um ein „simples“ Rennspiel, welches mit
einer einzigen Taste auskommt, die man gedrückt halten muss, um zu rennen,
und loslassen kann, um zu springen. So einfach das klingt, kommt es auf
extrem gutes Timing an, um die Level meistern zu können.
Die Strichgrafik des Spiels wirkt zwar eher spartanisch, unterstützt den
Geschwindigkeitseffekt aber genauso wie die dazugehörige Musik. Wer
Spiele à
la „Bit.Trip Runner“ [8] mag,
wird ggf. auch mit Fotonica seine Freude haben.
Bild: Fotonica.
Crowntakers
Etwas mehr Story gibt es in
„Crowntakers“ [9] von
Bulwark Studios zu erleben. Der Held des
Adventures beginnt sein Abenteuer
damit, dass sein Vater, der König, gefangen gehalten wird und er ihn
befreien soll. So zieht man mit seinem Charakter durch das Hexagon-Land auf
der Suche nach Schätzen und Abenteuern, kämpft gegen Tiere und Monster und
erforscht Türme und Höhlen.
Es handelt sich dabei um ein rundenbasiertes Adventure, sodass in einem
Kampf abwechselnd man selbst und die Gegner an der Reihe sind. Da das Spiel
aufgrund der unterschiedlichen Quests sehr textlastig ist und nur in
englischer Sprache zur Verfügung steht, ist für Nicht-Englisch-Sprachler
damit nicht geeignet.
Bild: Crowntakers.
TinyKeep
Verliese erkundet man in dem Dungeon Crawler
„TinyKeep“ [10] von Phigames. In einem eben solchen
erwacht man ohne Hintergrund, wie man es dorthin geschafft hat. Einzig ein
Notizzettel von einer Maggie macht klar, was man zu tun hat: Entkommen! Die
Wachen und diverse Fallen stören dabei natürlich enorm. Mit Münzen kann man
sich am Ende jedes Verlies neue Fähigkeiten kaufen.
Das Spiel ist recht einfach zu meistern, lebt aber von den
zufallsgenerierten
Level. Die Sprachausgabe ist klasse, leider aber nur auf Englisch, wodurch
nicht jeder etwas mit dem Spiel anfangen kann.
Bild: TinyKeep.
Strata
„Strata“ [11] von Graveck ist schnell erklärt:
Man versucht verschiedenfarbige Bänder auf einem Raster so übereinander zu
legen, dass die darunterliegenden Felder mit der korrekten Farbe überdeckt
werden. Was anfangs sehr leicht ist, wird spätestens ab dem 4x4-Raster zu
einem echt harten Denkspiel.
Bild: Strata.
Doodle God
Auch ein Denkspiel, aber der anderen Art ist „Doodle
God“ [12] von JoyBits. Wer wollte nicht
immer schon einmal Gott spielen und die Erde zum Leben erwecken? Dabei ist
das Spiel sehr simpel: Durch die Kombination von zwei Elementen
entstehen
neue. So ergibt Erde und Wasser Lehm. Und wenn man Lehm mit Feuer mischt,
enthält man Ziegel. Und zwei Ziegel ergeben eine Mauer. Auf die Art versucht
man die Erde mit Elementen,
Tieren und irgendwann auch einmal Menschen zu
erfüllen.
Neben der Hauptmission gibt es zahlreiche Nebenmissionen, in denen man
beispielsweise von einer Insel entkommen oder eine Prinzessin vor dem
Drachen retten muss. Obwohl oder gerade weil das Spielprinzip so simpel ist,
kann es einige Zeit vor dem Bildschirm fesseln.
Die Sprachausgabe ist englisch, die Texte aber alle deutsch.
Bild: Doodle God.
Secret of the Magic Crystals
Das letzte, vorgestellte Spiel ist „Secret of the Magic Crystals“ von Artery
Games [13]. In dem Spiel übernimmt man die
Aufzucht eines Pferdes/Einhorns, kann dieses auf einem Parcours herumführen,
füttern und diverse Gimmicks wie Sattel oder Schleifen kaufen.
Die Herausforderungen sind dabei aber extrem simpel und wenig fordernd für
Erwachsene, sodass sich das Spiel wahrscheinlich eher an Kinder richtet. Das
im Humble Bundle beiliegende PDF-Ausmalbuch deutet auch darauf hin. Das
Spiel steht auch in deutscher Sprache zur Verfügung.
Bild: Secret of the Magic Crystals.
Fazit
Der Artikel sollte nur kurz einige Spiele für Linux vorstellen, von denen
man ggf. noch nicht viel gehört hat. Das Humble Bundle ist daher immer einen
Blick wert, wenn man neuartige Spiele kennenlernen möchte. Dafür gibt es
unter Linux inzwischen bereits Massen.
Links
[1] https://www.humblebundle.com/
[2] http://neverendingnightmares.com/
[3] http://www.10tons.com/
[4] http://www.monsterlovesyou.com/
[5] http://beatbuddy.com/
[6] http://www.bit-blot.com/aquaria/
[7] http://www.fotonica-game.com/
[8] http://totallychoice.com/games/bittrip-runner
[9] http://www.bulwarkstudios.com/en/project/crowntakers/
[10] http://tinykeep.com/
[11] http://www.graveck.com/strata/
[12] http://joybits.org/games/doodle-god/
[13] http://www.artery-studios.com/
Autoreninformation |
Dominik Wagenführ (Webseite)
schaut sich die Humble Bundle immer genau an, da in der Regel immer ein oder zwei
interessante, neuartige Spiele darin enthalten sind.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Sujeevan Vijayakumaran
Das zweite Ubuntu Phone auf dem Markt ist auch das zweite Gerät vom spanischen
Hersteller bq. Das E5 ist seit wenigen Wochen erhältlich und ist quasi der
größere Bruder vom E4.5, des ersten Ubuntu Phones, das im Februar
erstmals
in den Verkauf ging.
Software
Das bq Aquaris E5 [1] ist neben
dem bq Aquaris E4.5 [2] das
zweite Smartphone vom spanischen Hersteller bq, welches mit UbuJPGntu ausgeliefert
wird. Wie auch beim Meizu MX4 läuft auf allen drei Geräten dieselbe
Software-Ausstattung, sodass alle Geräte dieselben Features besitzen.
Unterschiede in der Software betreffen dann eher die Hardware-Unterstützung, die für den
Endnutzer sowieso nicht direkt sichtbar ist.
Bild: Die drei Geschwister nebeneinander: E4.5, E5 und MX4 (v.l.n.r.).
Alle Softwareeigenschaften, die mit der verbauten Hardware zusammenhängen, werden
im folgenden Text
mit der jeweiligen Hardware genannt.
Hardware
Angetrieben wird das Aquaris E5 von einem Quad Core MediaTek Prozessor mit einer
Taktfrequenz von bis zu 1.3 GHz. Die verbaute GPU kommt auf eine Taktrate von 500 MHz.
Die Größe des Arbeitsspeichers beträgt 1 GB.
Bild: Das E4.5 und E5 nebeneinander.
Die exakt identische CPU wird auch im Aquaris E4.5 verbaut. Dies merkt man
auch im täglichen Gebrauch, da es im direkten Vergleich weder spürbar schneller
noch langsamer ist. Der Start von Apps dauert mit diesem Gerät mit etwa 5 Sekunden
verhältnismäßig lange. Beim Wechseln zwischen Scopes sieht man hin und wieder ein
paar Ruckler, die im Alltag aber nur selten
auffallen. Innerhalb von Apps selbst
sind sonst keine langen Wartesekunden zu entdecken.
Das Gerät selbst ist mit 8,65 mm weniger als einen Zentimeter dick und somit dünner
als das Aquaris E4.5. Durch das größere 5 Zoll-Display
ist es allerdings 14,2 cm hoch
und 7,1 cm breit. Der Rand ober- und unterhalb des Displays ist vergleichsweise groß. Das
liegt insbesondere daran, dass unterhalb des Bildschirms bei dem Android-Modell
die drei Android-Tasten liegen, die hier nicht verbaut sind. Wie auch beim E4.5
ist das Gerät deutlich größer, eben durch diesen großen Rahmen. Es ist dadurch
ähnlich groß wie das Meizu MX4, allerdings ein wenig schmaler.
Bild: Die Vorderseite.
Vom äußeren Erscheinungsbild her ist es komplett dem Aquaris E4.5 nachempfunden. So befinden
sich auch hier die Lautsprecher auf der unteren Kante mitsamt des Mikro-USB-Anschlusses.
Auf der linken Geräteseite findet man die beiden Einschübe für Micro-SIM-Karten, die parallel
genutzt werden können. Auf der oberen Kante findet man neben dem Kopfhörer-Anschluss
noch den Micro-SD-Karten-Slot, womit man den internen Speicher von 16 GB auf bis
zu zusätzlichen 32 GB
erweitern kann. An der rechten Geräteseite sind die Power-
und Lautstärke-Tasten angebracht.
Der Bildschirm
Wie der Name schon verrät, besitzt das Aquaris E5 ein 5 Zoll großes
Display mit einer Auflösung von 720 x 1280 Pixeln. Das entspricht
einer Pixeldichte von 294 ppi. Zum Vergleich: Das E4.5 besitzt ein 4,5 Zoll großes
Display, hat allerdings nur eine Auflösung von 540 x 960 und somit eine
Pixeldichte von 240 ppi. Das Display des E5 ist im direkten Vergleich deutlich schöner,
da die Schriften spürbar schärfer sind und auch Bilder, Icons und Vorschaubilder
schärfer dargestellt werden. Das Display kommt allerdings nicht an das des Meizu MX4
heran.
Die Kamera
Bild: Das Dortmunder U.
Bild: Reinoldikirche in Dortmund.
Das Smartphone hat sowohl eine front- als auch eine rückseitige Kamera. Die Frontkamera
schießt
Fotos mit einer Auflösung von 5 Megapixel, die Kamera auf der Rückseite
löst mit 13 Megapixeln
auf. Die Videoaufnahme erfolgt in Full HD.
Die Kamera ist geringfügig besser als die des E4.5. Allerdings wirken die
Farben auf den Fotos generell eher verwaschen und sind nicht sonderlich kräftig. Für mehr
als kleine Schnappschüsse unterwegs ist die Kamera auch hier eher nicht zu gebrauchen.
Akkuleistung
Die Akkuleistung ist ziemlich gut. So kommt man bei „normaler“ aktiver Nutzung
auf eine Laufzeit von bis zu zwei Tagen. Dies entspricht in etwa der
gleichen Laufzeit, die das E4.5 auch mittlerweile hat, nachdem die Akkulaufzeit
über die letzten System-Aktualisierungen stetig verbessert wurde.
Verarbeitung, Haptik und Qualität
Die Haptik und die Verarbeitung des Aquaris E5 ist ziemlich gut, vor allem für
den Preis von 200 €.
Dadurch, dass es äußerlich nahezu identisch zum
E4.5 ist,
gibt es keine nennenswerten Unterschiede.
Die Rückseite ist aus hartem Kunststoff,
die sich hochwertiger anfühlt als andere Smartphones mit einer Kunststoffrückseite.
Der Rahmen um den Bildschirm ist ebenfalls aus Kunststoff, was ihn anfällig für Kratzer
und Abnutzungen macht. In dem wohlgemerkt eher kurzen Testzeitraum haben sich allerdings keine
Kratzer gebildet.
Kritik
Das bq Aquaris E5 macht einen soliden Eindruck.
Wenn man es von der Softwareseite betrachtet, macht es im Vergleich zum Meizu
MX4 wenige zusätzliche Probleme.
Dadurch, dass
die Hardware innerlich und äußerlich ähnlich zum E4.5 ist, sind keine gravierend
großen Änderungen oder Fehler enthalten. Insbesondere die Hardwareunterstützung
ist über die Zeit für beide Geräte besser geworden.
Nichtsdestoweniger ist das Aquaris E5 weiterhin für Ubuntu-Enthusiasten empfehlenswert,
die mit der geringen Software-Unterstützung leben können. Für 200 € lässt sich das
bq Aquaris E5 ohne jeglichen Flash-Sale direkt erwerben und ist damit nur 30 € teurer
als das E4.5. Es kommt letztendlich mit einem größeren und höher auflösenden Display
daher sowie einer geringfügig verbesserten Kamera.
Links
[1] http://www.bq.com/de/aquaris-e5-ubuntu-edition
[2] http://www.bq.com/de/aquaris-e4-5-ubuntu-edition
Autoreninformation |
Sujeevan Vijayakumaran (Webseite)
bekommt als „Ubuntu Phone Insider“ frühzeitig Informationen
und Hardware von Canonical zur Verfügung gestellt.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Jochen Schnelle
Python als Programmiersprache erfreut sich einer großen Beliebtheit und das
vorliegende Buch „Python GE-PACKT“ [1]
wohl auch.
Immerhin ist es dieses Jahr im April in der aktualisierten, 6. Auflage erschienen
– was in Zeiten schnelllebiger IT und der zugehörigen
Fachliteratur schon bemerkenswert ist.
Redaktioneller Hinweis: Wir danken dem mitp-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Die 6. Auflage behandelt die beiden aktuellen Python-Versionen 3.4 und 2.7, ist
hier also voll auf der Höhe der Zeit. Der klare Schwerpunkt liegt dabei auf
Python 3.4, zu Python 2.7 findet man immer dann zusätzliche Abschnitte, wenn es
nennenswerte Unterschiede zu Python 3 gibt.
Referenz und Einsteiger
Der Untertitel des Buchs ist übrigens „die praktische Referenz“, d. h. der Autor
hat das Buch so konzipiert, dass Dinge (immer wieder) nachgeschlagen werden
können. Dabei ist „Python GE-PACKT“ aber kein reines Nachschlagewerk, denn in
vielen Kapiteln liefert der Autor direkt auch noch – mal längere, mal kürzere –
Erklärungen zu dem gerade behandelten Thema. Dadurch können auch Einsteiger ihr
Wissen vertiefen und ihre Python-Kenntnisse verbessern. Als Werk für
Totaleinsteiger ist das Buch allerdings nicht zu sehen, da dann an einigen
Stellen die Erklärung weiter ausholen müssten und das Tempo etwas geringer sein
sollte.
Inhalt
Inhaltlich deckt das Buch ein recht breites Themenspektrum ab. Begonnen wird mit
den Basiskonzepten von Python, bevor es mit einer Betrachtung der verschiedenen
Datentypen und der Kontrollstrukturen weiter geht. Außerdem gibt es ein eigenes
Kapitel zu den in Python enthaltenen Standardfunktionen.
Es folgen Kapitel zu verschiedenen Modulen wie math, os, sys und time, welche
Python standardmäßig mitbringt. Danach folgen knapp dreißig Seiten, auf denen
der Autor recht anschaulich und verständlich die objektorientierte
Programmierung mit Python erläutert.
Internet und Datenbanken
Das Buch enthält auch einige Kapitel zum Thema Internet und Datenbanken. Es wird
das Abrufen und Versenden von E-Mails erklärt, ebenso das Erstellen von Python
CGI-Skripten, welche auf einem Webserver laufen können.
Zum Thema Datenbanken gibt es je ein Kapitel zum Ansprechen von MySQL
Datenbanken als auch zur Nutzung von SQLite. Im Rahmen des MySQL-Kapitels gibt
der Autor auch einen kurzen Exkurs ins Thema SQL.
Grafische Oberflächen
Etwas mehr als hundert Seiten des Buchs beschäftigen sich mit dem Erstellen von
grafischen Oberflächen mittels Python und Tkinter. Nach einem grundlegenden
Einsteig in das Thema wird das Hinzufügen von Elementen wie Textfeldern,
Auswahlfeldern, Menüs etc. behandelt. Den Abschluss des Kapitels bildet dann ein
Abschnitt zum Umgang mit Events.
Grafik, Threads, XML
Die letzten drei regulären Kapitel behandeln die Themen Grafik, Threads und XML.
Das Grafik-Kapitel setzt auf das externe Python-Modul Pillow bzw. PIL, welches
im Python-Universum sehr gängig ist. Dabei wird auch kurz auf die Installation
von externen Modulen mittels pip unter Python 3.4 eingegangen.
Das Threads-Kapitel gibt einen kurzen, grundlegenden und recht verständlichen
Einblick zum Thema Umgang mit Threads in Python. Den Abschluss des Buchs machen
dann ca. 20 Seiten zum Thema Parsen von XML-Dokumenten mittels des
minidom-Moduls.
Inhaltliches …
Inhaltlich ist das Buch durchweg gut verständlich. Das Buch ist sehr flüssig zu
lesen. Alle Kapitel sind zwar kompakt, jedoch ist alles mit der nötigen Tiefe
erklärt, sodass im Rahmen des vorgestellten Inhalts so gut wie keine Fragen
offen bleiben. Was an der einen oder anderen Stelle vielleicht noch wünschenswert
wäre, sind ein paar Hinweise und Links auf weiter- und tieferführende Literatur
bzw. Webseiten zum zuvor behandelten Thema.
… und Angestaubtes
Auch wenn das Buch von Auflage zu Auflage aktualisiert wurde, ist die
Modernisierung an ein paar Kapiteln wohl doch mehr oder minder spurlosen vorbei
gezogen.
Wie oben erwähnt gibt es ein eigenes Kapitel zum Thema CGI-Programmierung – was
aber als antiquiert gilt. Der de-facto-Standard zur Webprogrammierung mit Python
namens WSGI wird an keiner Stelle erwähnt.
Zumindest ein Hinweis auf das multiprocessing-Modul wäre beim Thema Threads ebenfalls schön gewesen,
da damit die heute auch zum absoluten
Standard gehörenden Multikern-Prozessoren besser ausgelastet werden können. Und
beim Kapitel zum Thema XML wäre eine Erwähnung des neueren und „pythonischeren“
Moduls zum Parsen von XML mit dem Namen „ElementTree“ auch nicht verkehrt
gewesen.
Fazit
Alles in allem bietet das vorliegenden Buch „Python GE-PACKT“ einen guten
Einblick in Python und dessen Möglichkeiten. Das Themenspektrum ist breit
gespannt und der Inhalt gut und verständlich dargestellt – wenn auch vereinzelt
etwas angestaubt.
Besonders fortgeschrittene Anfänger und Einsteiger machen beim Kauf des Buchs
kaum etwas falsch, zumal es mit einem Preis von 22,99 € bei einem Umfang von
mehr als 600 Seiten ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis hat.
Redaktioneller Hinweis:
Da es schade wäre, wenn das Buch bei Jochen Schnelle im Regal
verstaubt, wird es verlost. Die Gewinnfrage lautet:
„Seit wann ist das in der Rezension erwähnte Python-Modul xml.etree.ElementTree Teil der Standardinstallation von Python?“
Die Antwort kann bis zum 13. September 2015, 23:59 Uhr
über die Kommentarfunktion oder per E-Mail an
geschickt werden. Die Kommentare werden bis zum Ende der
Verlosung nicht freigeschaltet. Das Buch wird unter allen
Einsendern, die die Frage richtig beantworten konnten, verlost.
Buchinformationen |
Titel | Python GE-PACKT [1] |
Autor | Michael Weigend |
Verlag | mitp, 6. Auflage 2015 |
Umfang | 624 Seiten |
ISBN | 978-3826687266 |
Preis | 22,99 Euro (Print), 19,99 Euro (PDF, EPUB)
|
Links
[1] http://www.mitp.de/IT-Web/Programmierung/Python-Ge-Packt.html
Autoreninformation |
Jochen Schnelle (Webseite)
nutzt Python als bevorzugte Programmiersprache.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Dominik Wagenführ
Bild: Die Rezension zum Buch als Sketchnote.
Wer kennt das nicht? Man sitzt wieder in einem dieser
elendig langen
Meetings und würde gerne aufpassen, aber der Kopf ist einfach zu schwer und
nickt gerne nach vorne weg. Eine Möglichkeit, sich wach zu halten, ist das
Kritzeln auf einem Stück Papier. Wie wäre es, wenn man kritzeln und dabei
aufpassen kann? Genau diese Fähigkeit will Mike
Rohde [1] in seinem
Sketchnote-Handbuch [2]
vermitteln.
Redaktioneller Hinweis: Wir danken dem mitp-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Was sind Sketchnotes?
Wenn man dem Wikipedia-Artikel Glauben schenken darf, sind
Sketchnotes [3] eine sehr alte
Erfindung, auch wenn es früher noch keine langweiligen Vorträge gab. Eine
Sketchnote (sketch = Skizze, note = Notiz) soll dafür sorgen, dass man den
Inhalt eines Vortrag nicht (nur) sprachlich, sondern mit Bildelementen
festhält. Hintergrund ist, dass man eine Zeichnung visuell oft schneller
erfassen kann als reinen Text.
Aus dem Sketchnoting können sich zwei Vorteile ergeben: Zum einen kann man
als Zeichner den Inhalt besser aufnehmen, da man konzentriert zuhören und
zeichnen muss. Zum anderen lassen sich Sketchnotes später auch schneller
wieder
erfassen. Dabei gehen natürlich Details und Informationen verloren, was
man in Kauf nehmen muss.
Was steht drin?
Das Buch von Mike Rohde führt in das Erstellen visueller Notizen ein, obige
Informationen zur Art und Wirkungsweise einer Sketchnote sind dabei dem
Buchinhalt entnommen.
Neben der eigentlich Erklärung, was Sketchnotes sind und wie sie
funktionieren, enthält das Buch zahlreiche Tipps und Hinweise, wie man gute
Sketchnotes erstellen kann. Neben den verschiedenen Sketchnote-Mustern, d. h.
wie eine Sketchnote aufgebaut ist, werden auch unterschiedliche Stilmittel
wie Formen, Farben oder Schriften erwähnt, um einer Sketchnote mehr Leben
einzuhauchen.
Den größten Teil des Buches nimmt das siebte Kapitel ein, welches mit
zahlreichen Übungen gespickt ist, bei denen man als Leser aktiv lernen
kann,
Gegenstände, Menschen, Gesichter oder Schriften zu zeichnen. Oft genug wird
dabei betont, dass es nicht darum geht, aus der Sketchnote ein Gemälde zu
machen, sondern Informationen zu transportieren. Wenn der Hund als Hund zu
erkennen ist, ist es in der Regel egal, welche Rasse es sein soll.
Zwischen den einzelnen Kapiteln finden sich jeweils zwei Sketchnotes von
bekannten Sketchnotern rund um die Welt. Aus Deutschland sind zahlreiche
Vertreter wie Eva-Lotta Lamm [4], Ralf
Appelt [5] oder Tanja „Frau Hölle“
Cappell [6] dabei, die den Lesern selbst wieder
Tipps an die Hand geben, wie sie selbst Sketchnotes erstellen.
Für wen ist das Buch geeignet?
Natürlich steht in dem Buch, dass jeder Sketchnoting lernen kann. Ob dies
stimmt, sei dahingestellt, wer aber in einem künstlerischen Beruf arbeitet
oder zumindest irgendwelche Anlagen zum Zeichnen hat, tut sich natürlich
leichter, die ersten Sketchnotes zu erstellen.
Der wichtige Hinweis, der immer wieder im Buch gegeben wird, ist: Einfach
machen! Man muss seine Sketchnotes ja nicht unbedingt weitergeben, aber nur
durch das Machen gewinnt man an Erfahrungen und baut sich eine sogenannte
„visuelle Bibliothek“ auf. Mit dieser kann man dann immer mehr, schneller
und besser zeichnen.
Die etwas spannendere Frage ist aber eigentlich: Für was sind Sketchnotes
geeignet? Hierüber schweigt sich das Buch leider aus. Rein aus der Erfahrung
heraus ist es vor allem bei technisch-detaillierten Vorträgen mitunter
schwer, die Inhalte als Zeichnung wiederzugeben. Es kann dann passieren,
dass das Verhältnis zwischen Text und Zeichnung auf dem Papier
unausgeglichen ist und doch wieder nur wie ein normale Mitschrift wirkt.
Dennoch kann man auch aus solchen Vorträgen etwas zeichnerisch mitnehmen,
nur gehen dabei sehr viele Details verloren.
Wie liest es sich?
Das Buch selbst enthält zwar auch Text, ist aber natürlich allein der Sache
wegen eher illustriert und zeichnerisch aufgebaut. Aber selbst der Text ist
dabei nicht durch eine Standard-Schrift wie Arial, Times oder Helvetica
gesetzt, sondern gezeichnet, sodass nicht jeder Buchstabe gleich aussieht,
was sehr sympathisch wirkt und sich dennoch gut lesen lässt.
Die Einführung ist sehr gut gelungen, am meisten machen aber die Übungen im
letzten Kapitel Spaß. Hier kann man das zuvor erworbene Wissen endlich
selbst umsetzen und aktiv Hand anlegen und versuchen, LKWs, Mikrowellen oder
Handmixer zu zeichnen.
Ebenfalls sehr hilfreich sind die Sketchnotes der Gast-Sketchnoter zwischen
den Kapiteln. Zum einen enthalten diese Tipps, auf was bei Sketchnotes zu
achten ist, zum anderen lernt man als Neuling so aber auch sehr viele, stark
unterschiedliche Sketchnote-Stile kennen. Und so merkt man auch, dass es
kein Kochrezept für Sketchnotes gibt, nach dem man arbeiten kann und die
Aufzeichnung immer gelingt. Wenn 10 Sketchnoter einen Vortrag mitzeichnen,
erhält man 10 unterschiedliche Ergebnisse. Das hilft auch dabei, seinen
eigenen Stil zu finden ohne nur einen Person als Vorbild zu haben.
Fazit
Der zwei wichtigsten Punkte, die man aus dem Buch mitnehmen kann, sind zum
einen, dass Sketchnotes keine Details festhalten, sondern nur Ideen. Und zum
anderen, dass das Sketchnoting Spaß machen soll! Diese Nachricht wird
eindeutig und unmissverständlich durch Mike Rohde herübergebracht.
Natürlich sollte man sich vor allem Anfang nicht zu streng bewerten. Die
Beispiele der diversen Sketchnoter sind hilfreich, sollten aber nicht
eine Messlatte für sich selber sein,
denn mehrjährige Erfahrung in diesem Bereich lässt sich
nicht so einfach durch das Lesen eines Buches wettmachen. Zusätzlich sind
fast alle im Buch erwähnten Sketchnoter sowieso bereits in visuellen Berufen
unterwegs und kaum einer macht dies nur „nebenbei“.
Dennoch kann man sich auch ohne vorherige Erfahrungen in diesem Bereich
einfach einmal an einer Aufzeichnung zu einem Buch oder einem Vortrag
versuchen. Das Ergebnis hierzu sieht man auf der erste Seite der Rezension.
Insgesamt liest sich das Sketchnote-Handbuch sehr leicht und vor allem
schnell. Wer danach keine Lust hat, einen Dinosaurier – das grüne Etwas
in der Sketchnote ist kein Frosch und auch keine Kuh, wie andere Betrachter
des Bilder geraten haben – zu zeichnen, bleibt besser
bei herkömmlichen Aufzeichnungen. Allen anderen sei dieses Buch – zumindest
zum Reinschnuppern – empfohlen.
Redaktioneller Hinweis:
Das Sketchnote-Handbuch bietet sicherlich jedem einen guten Einstieg in das
Thema und soll daher verlost werden. Anstelle einer Quizfrage wird das Buch
unter allen Einsendern verlost, die eine kleine Sketchnote zu ihrem
Arbeits-/Schul-/Lebenstag entweder in den Kommentaren verlinken oder per
E-Mail an schicken. Sketchnotegemäß ist nicht die
Form, sondern der Inhalt das Wichtige daran. Einsendungen werden bis zum
13. September 2015, 23:59 Uhr angenommen.
Buchinformationen |
Titel | Das Sketchnote-Handbuch [2] |
Autor | Mike Rohde |
Verlag | mitp, 1. Auflage 2014 |
Umfang | 210 Seiten |
ISBN | 978-3-8266-8203-2 |
Preis | 24,99 Euro (Druck), 21,99 Euro (PDF)
|
Links
[1] http://rohdesign.com/
[2] http://www.mitp.de/Business-Marketing/Sonstige-Business-Marketing/Das-Sketchnote-Handbuch.html
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Sketchnotes
[4] http://www.evalotta.net/
[5] http://appelt.net/
[6] http://www.frauhoelle.com/
Autoreninformation |
Dominik Wagenführ (Webseite)
nimmt an vielen (meist technischen) Meetings teil und versucht die Inhalte
inzwischen mehr mitzuzeichnen als zu schreiben.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Jens Dörpinghaus
Das Buch „PHP 5.6 und MySQL“ [1]
von Christian Wenz und Tobias Hauser ist 2015 im Rheinwerk-Verlag erschienen und
hat einen Umfang von 1047 Seiten. Es trägt den Untertitel „Das umfassende
Handbuch“ – ob das 39,90 € teure Buch diesem Anspruch gerecht wird, diese Frage
soll im Folgenden geklärt werden.
Redaktioneller Hinweis: Wir danken dem Rheinwerk Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Inhalt
Nach einigen grundlegenden Informationen zu PHP [2]
wie der Installation geht es in
einem zweiten Teil um den Einstieg in diese Programmiersprache in der aktuellen
Version 5.6. Auf fast 200 Seiten werden mit anschaulichen Beispielen viele
Basistechnologien dargestellt. Dazu zählt der Umgang mit Strings, Arrays,
Mathematik, aber auch das objektorientierte Programmieren. Interessant ist, dass
hier auch – über den erwarteten Umfang eines Handbuchs hinausgehend – die
elementaren Bereiche der Programmierung wie Operatoren und Bedingungen
ausführlich erklärt werden.
In einem dritten Teil mit rund 150 Seiten Umfang werden Webtechnologien wie
Formulare, Mails etc. behandelt. Ein wiederum rund 200 Seiten starker Teil
behandelt verschiedene Datenbanken. Er zerfällt dabei aber nach einer generellen
Einführung in SQL in sehr kleine Unterkapitel, da nicht nur MySQL, PostgreSQL
oder SQLite behandelt werden, sondern z. B. auch Oracle, MongoDB und MS-SQL.
Dabei ist interessant, dass das titelgebende MySQL auf 35 Seiten in einem Umfang
dargestellt wird, der nicht größer ist als der anderer Datenbanken.
Es folgen kleinere Teile, die etwa die Kommunikation, Fremdformate wie PDF oder
XML, die Administration und Sicherheitsaspekte und PHP-Erweiterungen behandeln.
Den Abschluss bildet ein umfangreicher Index.
Wie ist es geschrieben?
Die beiden Autoren sind Trainer, Redner und Autoren. Das merkt man dem Buch im
Positiven wie auch im Negativen an. Die Textabschnitte sind kurz gehalten und –
auch in Teilen mit viel Theorie – mit vielen Beispielen aufgelockert. Der
Schreibstil ist knapp, bündig und gut lesbar. Die Autoren schreiben im
Vorwort, dass sie der Meinung sind, „dass einfachere, übersichtliche Beispiele
sehr gut dazu geeignet sind, Dinge zu erklären“, aber eben auch zusätzliche
Anwendungsbeispiele wichtig seien, die einem das Anwendungsfeld vor Augen führen,
ohne näher ausgeführt werden zu müssen.
Das ist positiv, da man zum einen schnell dazu kommt, Dinge selber
auszuprobieren und diese zum anderen schnell nachvollziehbar sind. Auf der
anderen Seite können nicht alle Themen in der nötigen Tiefe behandelt werden.
Hier merkt man also deutlich den Spagat, den das Werk eingeht. Auf der einen
Seite richtet es sich mit dem großen Einführungsteil an Anfänger und Menschen
mit geringen Grundkenntnissen. Das wiederum steht im Kontrast zum eigenen
Anspruch, ein Handbuch zu sein. Für die weiteren Themen, für die das Buch ein
gutes Nachschlagewerk ist, fehlt wiederum die nötige Tiefe. So ist
beispielsweise die Installation von PHP für Windows, Mac OS X und Linux
dargestellt. Das kann auf wenigen Seiten aber kaum in die Tiefe gehen.
Für wen ist es geschrieben?
Es wurde schon auf die Spannung zwischen dem Niveau des Buches als
Einführungsliteratur und dem Anspruch als Handbuch eingegangen. Das Positive
ist, dass diese Spannung im Umgang mit dem Buch in der Praxis nur teilweise
wirklich relevant wird. Es erfüllt sowohl seinen Zweck als Nachschlagewerk –
denn häufig braucht man nur den Anfang, die tiefergehenden Informationen kann
man sich dann an anderer Stelle suchen. Es ist aber auch eine kurze und bündige
Einführung für Menschen, die schon programmieren können oder erste Erfahrungen
mit PHP gesammelt haben. Für wirkliche Anfänger ist das Buch weniger geeignet,
da viele elementare Themen dann doch nur an der Oberfläche angekratzt werden.
Das
vorliegende Werk ist sicherlich empfehlenswert für PHP-Programmierer, die
ein – zwar nicht kompaktes, aber praktisches – Nachschlagewerk und Handbuch
haben wollen.
Fazit
Im Vorwort schreiben die Autoren: „dieses Buch handelt hauptsächlich von PHP“.
Das ist richtig, der Beisatz „und MySQL“ im Titel ist zwar nicht per se falsch,
aber auch nicht treffender als beispielsweise „und PostgreSQL“. Es
handelt sich
hier wohl um einen Marketingtrick, da beide, PHP und MySQL,
historisch stark miteinander verknüpft sind. Es
wäre aber schade, wenn Menschen dieses Buch kaufen und einen wesentlich größeren
Anteil MySQL erwarten würden. Fairerweise muss man sagen, dass die Einführung in
SQL natürlich für mehrere Datenbanken ähnlich oder gleich ist. Dem
PHP-Teil des
Buches tut das aber keinen Abbruch.
In diesem Sinne gibt es eine Kaufempfehlung unter den oben genannten
Einschränkungen. Es ist sicher nicht von Nachteil, sich vor dem Kauf das
Inhaltsverzeichnis anzuschauen und –
sofern möglich – das Buch einmal durchzublättern. Das Preis-Leistungs-Verhältnis dieses
Werkes ist aber fast unschlagbar.
Buchinformationen |
Titel | PHP 5.6 und MySQL [1] |
Autor | Christian Wenz, Tobias Hauser |
Verlag | Rheinwerk Verlag, 2015 |
Umfang | 1047 Seiten |
ISBN | 978-3-8362-3058-2 |
Preis | 39,90 Euro (Print), 34,90 Euro (E-Book)
|
Links
[1] https://www.rheinwerk-verlag.de/php-56-und-mysql_3714/
[2] https://php.net/
Autoreninformation |
Jens Dörpinghaus
verfolgt die Entwicklung von PHP seit Version 4 und hält gute Fachbücher trotz
des Internets nicht für überflüssig.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Jochen Schnelle
Das JavaScript-Framework Meteor [1] gehört derzeit zu den populäreren Bibliotheken für Webanwendungen. Die Besonderheit ist,
dass es sich gleichermaßen für die Client- als auch die
Server-Programmierung eignet. Das vorliegende Buch
„Meteor“ [2] möchte einen Einstieg in die
Applikationsentwicklung mit Meteor geben. Dies macht auch der Untertitel des
Buchs deutlich: „Web-Applikationen entwickeln mit dem METEOR
JavaScript-Framework. Der praktische Einstieg.“ Womit das Ziel des Buchs
auch eindeutig und klar definiert ist.
Inhalt
Auf knapp 150 Seiten entwickelt der Autor eine vollständige und einsatzfähige
Applikation in Form eines Issues-Trackers. Nachdem zu Beginn des Buchs die
Installation von Meteor beschrieben wird, geht es direkt mit der
Programmierung los. Theorie gibt es keine, alles wird anhand des Beispiels
vermittelt.
Dabei werden zuerst ein paar Grundfunktionen erstellt, die dann im Verlauf
des Buches immer weiter verfeinert werden. Dazu gehören z. B. das Anlegen,
Löschen und Editieren von Datensätzen. Zum Schluss wird die Applikation dann
auch noch um ein Benutzermanagement und den Gebrauch von Sessions erweitert.
Den Abschluss des Buches bildet ein Kapitel zu den verschiedenen
Möglichkeiten des Deployments von Meteor-Applikationen.
Alle im Buch enthaltenen Codebeispiele sind vollständig abgedruckt, können
aber auch zusätzlich aus dem Git-Repository des Autors heruntergeladen werden.
Darstellung und Verständlichkeit
Beim Aufschlagen des Buches fällt auf, dass das Layout im Vergleich
zu anderen Fachbüchern etwas „anders“ aussieht. Dies liegt daran, dass das
Buch im Eigenverlag erschienen ist. Dies tut der Lesbarkeit jedoch keinen
Abbruch, auch wenn der Text innen doch recht nah bis an die Bindung gedruckt
ist.
Didaktisch ist das Buch sehr gut aufgebaut. Der Autor baut die Applikation
Schritt für Schritt auf, wobei jeder Schritt sehr gut und mit der nötigen
Tiefe erklärt ist. Natürlich kann das Buch nur einen Teil der Funktionalität von Meteor darstellen.
Dennoch ist die Präsentation in sich komplett abgeschlossen,
beim Lesen bleiben keine Fragen offen.
Vom Vorwissen her sollte der Leser Grundkenntnisse in HTML, eine leise
Ahnung von JavaScript und ein bisschen Programmiererfahrung mitbringen.
Dann stellt das Nachvollziehen des Inhalts des Buches und das Nachbauen der
Beispiele kein Problem dar.
Fazit
Das Buch „Meteor“ bietet einen hervorragenden Start für die Verwendung
dieses Frameworks. Wer einen guten und praxisnahen Einstieg in die
Bibliothek sucht, macht mit diesem Buch nichts verkehrt. Zumal es mit einem
Preis von etwas mehr als 10 Euro recht preiswert ist.
Buchinformationen |
Titel | Meteor: Web-Applikationen entwickeln mit dem Meteor JavaScript-Framework [2] |
Autor | Sebastian Eschweiler |
Verlag | CreateSpace Independent Publishing Platform, 4. März 2015 |
Umfang | 144 Seiten |
ISBN | 978-1508727156 |
Preis | 10,65 Euro
|
Links
[1] https://www.meteor.com/
[2] https://www.createspace.com/5352224
Autoreninformation |
Jochen Schnelle (Webseite)
programmiert zwar bevorzugt in Python, schaut aber auch gerne mal über den
Tellerrand auf andere Sprachen und deren Frameworks.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
von Sujeevan Vijayakumaran
Das Buch „NFC mit Android &
Arduino“ [1] ist von Tom
Igoe, Don Coleman und Brian Jepson geschrieben worden. Auf den 240 Seiten
lernt man sehr viel über Near Field Communication
(NFC [2]) – nicht nur die
Low-Level-Funktionsweise, sondern auch auf der High-Level-Programmierung mit
Android und Embedded-Geräten.
Redaktioneller Hinweis: Wir danken O'Reilly für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Was steht drin?
Das Buch ist in neun Kapitel aufgeteilt und umfasst insgesamt 240 Seiten.
Die drei Autoren verfassten das Buch in der Originalfassung auf Englisch; ins Deutsche wurde es übersetzt von Thomas Demmig.
Zu Beginn wird im ersten Einleitungskapitel zunächst ein Einstieg in das
Buch gegeben, wo unter anderem die Fragen geklärt werden, an wen sich das
Buch richtet, was enthalten ist und welches die gängigen Konventionen
im Buch sind. Im darauffolgenden zweiten Kapitel folgt der erste
thematische Einstieg, in dem sowohl NFC als auch
RFID [3] erläutert werden. Unter anderem wird
geklärt, was beide Dinge sind, worin sie sich unterscheiden
und wo es Unterschiede bezüglich der Hardware-Unterstützung
verschiedener Android-Geräte gibt.
Das dritte Kapitel gibt einen Einstieg in die Programmierung von Apps
mittels PhoneGap [4] und der dazugehörenden
PhoneGap-NFC-Bibliothek. Obwohl PhoneGap plattformübergreifend auf mehreren
mobilen Betriebssystemen läuft, wird hauptsächlich auf Android
als Grundlage
eingegangen, da
es fast die einzige Plattform ist, die sinnvoll mit NFC umgehen kann, was
auch mit den Geräten und deren Unterstützung zusammenhängt.
Im Anschluss folgt das
vierte Kapitel, in dem es um NDEF geht. Dies ist das NFC Data Exchange
Format, um Daten zwischen zwei NFC-Geräten auszutauschen. Die Informationen
aus diesem Kapitel sind für die nachfolgenden Kapitel zwingend notwendig; so
wird im fünften Kapitel darauf eingegangen, wie man auf die NDEF-Nachrichten
lauschen kann.
Das Kapitel 6 behandelt die Programmierung einer NFC-Anwendung in der
Praxis. Konkret wird eine App mit PhoneGap entwickelt, welche spezielle
Deckenlichter steuern kann. Es wird auch ausführlich beschrieben, welche
Einstellungen für die PhoneGap-NFC-Anwendung benötigt werden.
Das
siebte Kapitel befasst sich mit der zweiten Thematik des Buches, nämlich NFC
mit Arduino [5]. So wird zunächst eine Einführung
in Arduino gegeben und anschließend erklärt, wie man NFC unter Arduino nutzen kann.
Im achten und somit vorletzten Kapitel wird erläutert, wie man eine
Peer-to-Peer-Kommunikation zwischen zwei NFC-Geräten durchführt. In den
vorherigen Kapiteln wurde NFC hauptsächlich zum reinen Lesen und Schreiben
von Daten verwendet. Auch hier wird eine PhoneGap-App programmiert, um die
Funktionalität daran zu erklären. Im letzten Kapitel wird noch auf die
Nutzung von NFC auf Embedded Systemen eingegangen, und zwar auf die Nutzung
mit dem Raspberry Pi und dem BeagleBone Black.
Wie liest es sich?
Das Buch liest sich soweit durchgehend gut. Dass es eine Übersetzung aus dem
Englischen ist, merkt man dem Buch nicht an. Die Thematik des Buches ist
sehr speziell, denn es richtet sich hauptsächlich an diejenigen, die sich
wirklich intensiv mit NFC auseinandersetzen wollen. Das Buch ist so gesehen
eher ein Sammelwerk an Informationen, um sowohl NFC an sich als auch die
Programmierung damit verstehen zu können, ohne viel im Internet
herum suchen zu müssen. Viele Dinge sind sehr technisch,
insbesondere dann, wenn es um die Low-Level-Funktionalität von NFC geht.
Nichtsdestoweniger, sind die Erläuterungen sehr einfach gehalten und werden
mit ausführlichen Quellcode-Beispielen erklärt.
Um als Leser alles aus dem Buch nachvollziehen zu können, ist allerdings
einiges an Hardware nötig, die beschafft werden muss. Dazu gehören
nicht nur
verschiedene NFC-Tags, sondern auch Arduino-Boards und eben ein
Android-Gerät mit NFC-Unterstützung. Dies kann durchaus teuer werden, wenn
man noch keine Hardware hierfür besitzt.
Kritik
Das Buch ist, wie oben schon beschrieben, nicht wirklich etwas für Leute, die
nur kurz etwas über NFC wissen wollen. Stattdessen bekommt man hier ein
ziemlich umfassendes Werk zu NFC. An diesem Buch gibt es nicht viel
auszusetzen, sofern man in genau diese kleine Zielgruppe passt. Sowohl Vor-
als auch Nachteil ist die Einbindung von Code-Beispielen in dem Buch. Diese
sind sehr ausführlich und gehen teilweise über mehrere Seiten. Die
Anmerkungen stehen entweder als Kommentare im Text oder unterhalb des
Quellcodes in ausführlicher Fassung. Manchmal wird man allerdings von der
Fülle von Quellcode fast „erschlagen“.
Anmerkung
Dieses Buch wurde in der E-Book-Ausgabe für das Amazon Kindle gelesen. Der
große Nachteil an der Kindle-Ausgabe ist, dass dort ein gravierender Fehler
in Listings enthalten ist. Es ist zwar durchaus praktisch wenn
Schlüsselwörter von Programmiersprachen, wie
for, in, each, do, usw.
im Quellcode hervorgehoben werden, doch leider wird dies auch in Listings
verwendet, wo kein Quellcode vorhanden ist. Als Beispiel sei folgender
Befehl genannt:
$ cordova platform add android
Daraus wurde im E-Book Folgendes:
$ cor do va plat for m add android
Die Schlüsselwörter do und for haben Leerzeichen vor und hinter dem
Wort bekommen und sind zusätzlich in einer anderen Graustufe hervorgehoben.
Das zieht sich leider durch jedes Listing, was die Befehle vielfach unlesbar
macht. In der PDF-Ausgabe, die auch der Druckausgabe des Buches entspricht,
sind solche Fehler allerdings nicht enthalten.
Links
[1] http://www.oreilly.de/catalog/nfcandroidarduinoger/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Near_Field_Communication
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/RFID
[4] http://phonegap.com/
[5] https://www.arduino.cc/
Buchinformationen |
Titel | NFC mit Android und Arduino [1] |
Autor | Tom Igoe, Don Coleman, Brian Jepson |
Verlag | O'Reilly, 1. Auflage Juli 2014 |
Umfang | 240 Seiten |
ISBN | 978-3955618421 |
Preis | 29,90 Euro (Druck), 24,00 Euro (E-Book)
|
Autoreninformation |
Sujeevan Vijayakumaran (Webseite)
befasste sich bislang kaum mit NFC und stellte nach dem Lesen dieses Buches fest, dass
die Programmierung und Nutzung
von NFC gar nicht so einfach ist.
|
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
Für Leserbriefe steht unsere E-Mailadresse
zur Verfügung - wir freuen uns über Lob,
Kritik und Anregungen zum Magazin.
An dieser Stelle möchten wir alle Leser ausdrücklich ermuntern,
uns auch zu schreiben, was nicht so gut gefällt. Wir bekommen
sehr viel Lob (was uns natürlich freut), aber vor allem durch
Kritik und neue Ideen können wir uns verbessern.
Leserbriefe und Anmerkungen
Webscraping mit R
->
Bei Fedora müssen eventuell noch folgende Pakete installiert werden damit
install.packages("rvest") funktioniert:
$ dnf install R
$ dnf install libcurl libcurl-devel libxml2-devel
Gast (Kommentar)
<-
Unter Debian/Ubuntu wird z. B. libcurl4-openssl-dev benötigt.
Bei Paketen, die über CRAN erhältlich sind, sind diese „System Requirements“
(in den meisten Fällen) in den Paketbeschreibungen vermerkt. Im Falle von
rvest besteht z. B. eine Abhängigkeit zum R-package
httr, welches wiederum das R-package curl benötigt.
Dieses verlangt dann nach der Systembibliothek libcurl4-openssl-dev bzw. libcurl-devel. Je nach bestehender
Konfiguration hält das Zielsystem diese Bibliotheken bereits vor oder sie
müssen nachinstalliert werden.
Markus Herrmann
->
Unter Linux Mint 17.2 bekomme ich es leider nicht hin. Folgende Pakete habe
ich nachinstalliert (Tipps aus dem Internet):
# apt-get install r-base - um R zu installieren
# apt-get install r-base-dev libxml2-dev libcurl4-openssl-dev
Alternativ habe ich es auch mit dem Paket libcurl4-gnutls-dev
statt libcurl4-openssl-dev probiert.
Direkt nach install.packages("rvest") gibt es auch keine
weiteren Fehlermeldungen. Aber bei cities <- html(website) oder
cities <- html(...) kommt es immer wieder zu der Fehlermeldung:
„Fehler in handle_setopt(h, ...) : konnte Funktion "anyNA"
nicht finden“.
Hat jemand einen Tipp?
Gast (Kommentar)
<-
Die Funktion anyNA() gibt es erst seit R-Version 3.1. Bitte passe
deine apt-Konfiguration an, damit apt-get install r-base die
neueste R-Version installiert. Beispielhaft für Ubuntu Trusty:
$ sudo apt-key adv --keyserver keyserver.ubuntu.com --recv-keys E084DAB9
$ echo "deb http://cran.rstudio.com/bin/linux/ubuntu trusty/" | sudo tee -a /etc/apt/sources.list
Eine ausführliche Anleitung findest du auf der
CRAN-Seite [1].
Markus Herrmann
Eine kurze Einführung in gnuplot
->
Auch sehr hilfreich, gerade für wissenschaftliche Arbeiten
[ist Gnuplotting] [2].
Gast (Kommentar)
Links
[1] https://cran.r-project.org/bin/linux/ubuntu/
[2] http://www.gnuplotting.org/
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gegebenenfalls zu
kürzen. Redaktionelle Ergänzungen finden sich in eckigen Klammern.
Beitrag teilen Beitrag kommentieren
Zum Inhaltsverzeichnis
(Alle Angaben ohne Gewähr!)
Sie kennen eine Linux-Messe, welche noch nicht auf der Liste zu
finden ist? Dann schreiben Sie eine E-Mail mit den Informationen zu
Datum und Ort an .
Zum Inhaltsverzeichnis
freiesMagazin erscheint am ersten Sonntag eines Monats. Die Oktober-Ausgabe
wird voraussichtlich am 4. Oktober u. a. mit folgenden Themen veröffentlicht:
- Firefox 2.5 – Update des Mozilla Flame
- Rezension: Professionell entwickeln mit JavaScript
Es kann leider vorkommen, dass wir aus internen Gründen angekündigte
Artikel verschieben müssen. Wir bitten dafür um Verständnis.
Zum Inhaltsverzeichnis
An einigen Stellen benutzen wir Sonderzeichen mit einer bestimmten
Bedeutung. Diese sind hier zusammengefasst:
$: | Shell-Prompt |
#: | Prompt einer Root-Shell – Ubuntu-Nutzer können
hier auch einfach in einer normalen Shell ein
sudo vor die Befehle setzen. |
~: | Abkürzung für das eigene Benutzerverzeichnis
/home/BENUTZERNAME |
Zum Inhaltsverzeichnis
freiesMagazin erscheint als PDF, EPUB und HTML einmal monatlich.
Erscheinungsdatum: 6. September 2015
Erstelldatum: 11. Oktober 2015
Dieses Magazin wurde mit LaTeX erstellt. Mit vollem Namen
gekennzeichnete Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung
der Redaktion wieder. Wenn Sie freiesMagazin ausdrucken möchten, dann
denken Sie bitte an die Umwelt und drucken Sie nur im Notfall. Die
Bäume werden es Ihnen danken. ;-)
Soweit nicht anders angegeben, stehen alle Artikel, Beiträge und Bilder in
freiesMagazin unter der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA 4.0 International. Das Copyright liegt
beim jeweiligen Autor.
Die Kommentar- und Empfehlen-Icons wurden von Maren Hachmann erstellt
und unterliegen ebenfalls der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA 4.0 International.
freiesMagazin unterliegt als Gesamtwerk
der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA 4.0 Unported mit Ausnahme der
Inhalte, die unter einer anderen Lizenz hierin veröffentlicht
werden. Das Copyright liegt bei Dominik Wagenführ. Es wird erlaubt,
das Werk/die Werke unter den Bestimmungen der Creative-Commons-Lizenz
zu kopieren, zu verteilen und/oder zu modifizieren.
Die xkcd-Comics stehen separat unter der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-NC 2.5 Generic. Das Copyright liegt
bei Randall Munroe.
Zum Inhaltsverzeichnis
File translated from
TEX
by
TTH,
version 3.89.
On 11 Oct 2015, 09:59.